Brauereien Weniger Bier, mehr Pülleken

Nur noch 89 Liter Bier trinkt der Durchschnittsdeutsche pro Jahr. Das bekommen die Brauereien zu spüren. Auch Veltins verlor 2023 Absatz, der Umsatz stieg jedoch.

Dienstag, 13. Februar 2024 - Getränke
Martin Heiermann
Artikelbild Weniger Bier, mehr Pülleken
Bildquelle: Veltins

Es gibt keine Trendwende im deutschen Biermarkt. Auch wenn 2022 hier zu Lande mehr Bier getrunken wurden als im Jahr zuvor. Nämlich rund 2,3 Millionen Hektoliter, wie der Deutsche Brauerbund festhält. Dieser Effekt war vor allem eine Folge der Pandemie und der sie begleitenden Maßnahmen und hat den Deutschen nur vorübergehend mehr Durst beschert. Denn im gerade zu Ende gegangenen Jahr 2023 ging der Bier-Absatz wieder deutlich zurück und lag darüber hinaus auch noch unter dem Verbrauch von 2021. Insgesamt erlebte der Biermarkt einen Rückgang von ungefähr 3,5 Millionen Hektoliter in den vergangenen zwölf Monaten. Im Handel verloren fast alle Sorten an Menge. Besonders hoch fielen die Verluste bei Biermix-Getränken von 9,2 Prozent und bei den Spezialitäten mit einem Rückgang von 7,5 Prozent aus. Aber auch die großen und wichtigen Sorten Pilsener und Weizen verloren mit 4,8 Prozent beziehungsweise 5,5 Prozent an Absatz. Nur bei den Alkoholfreien und den Hellen waren die Rückgänge mit minus 0,7 Prozent und minus
 1,1 Prozent vergleichsweise moderat.

Auch die im Handel mit einem Anteil von über 90 Prozent vorherrschenden Mehrweggebinde verloren deutlich in allen Varianten. Am heftigsten traf es den Elfer-Kasten mit einem Minus von fast 18 Prozent. Auch das Sixpack verlor überraschend viel mit einem Rückgang von 7,4 Prozent. Dem gegenüber legte das Einweg-Gebinde Halbliter-Dose über alle Handelsformen hinweg mit einem Plus von
3,8 Prozent zu.

Veltins mit umsatzstärkstem Geschäftsjahr
Die Ursachen für die Rückgänge auf breiter Front sind wohl in den gesellschaftlichen Veränderungen zu suchen. Die größer werdende Gruppe der älteren Menschen konsumiert weniger alkoholhaltige Getränke, also auch Bier. Außerdem gibt es einen fortschreitenden Wandel der sozialen Milieus. In den sich neu formierenden gesellschaftlichen Gruppen ist der Genuss unterschiedlichster Biersorten keine Selbstverständlichkeit mehr. Das hat im vergangenen Jahr auch die sauerländischen Brauerei C. & A. Veltins zu spüren bekommen. Im zweihundertsten Jahr ihres Bestehens bilanziert die Brauerei einen Rückgang beim Ausstoß 2023 gegenüber dem Vorjahr. Dabei ist aber auch zu berücksichtigen , dass der Absatz 2022 besonders stark zugelegt hatte. Trotzdem gelang es, das Jahr 2023 zum umsatzstärksten Geschäftsjahr der Unternehmensgeschichte zu machen.

Während der Ausstoß von knapp 3,26 Millionen Hektolitern um 2,9 Prozent nachgab, legte der Umsatz nach Brauereiangeben um 5,3 Prozent auf 441 Millionen Euro deutlich zu. Ursache dafür waren wohl vor allem Preiserhöhungen. Der Mehrweganteil in unterschiedlichen Gebinden für alle Veltins-Marken lag bei knapp 93 Prozent. „Unsere wertorientierte Wachstumsstrategie lässt unsere traditionsreiche Familienbrauerei verhalten zuversichtlich in die Zukunft blicken“, sagte Veltins-Generalbevollmächtigter
Michael Huber zu dieser Entwicklung.

Pülleken und V+ legen zu
Der positive Trend beim hellen Pülleken ging mit einem Wachstum von 6,6 Prozent weiter. Der Biermix V+ legte mit allen Sorten um 4,9 Prozent zu, freute sich Dr. Volker Kuhl, Geschäftsführer Marketing/Vertrieb. Hier sei vor
allem V+ Sprizz ein Absatzbeschleuniger gewesen. Alle weiteren Veltins-Marken und Sorten hatten nach Unternehmensangaben Absatz-Rückgänge zu verzeichnen. Besonders deutlich fielen diese bei der Marke Grevensteiner aus. Die Rückgänge lagen die 18,8 Prozent. Dennoch sieht Kuhl Potenzial für neue Produkte in diesem Jahr, die offenbar bereits in den kommenden Wochen zu erwarten sind. Zudem sieht er im nationalen Biermarkt, vorzugsweise bei den Premiummarken, weiter Wachstumschancen.