Lex Aktiv im Netz

In den Zeiten der Pandemie ist Kommunikation mit den Kunden, auch per Social Media, noch wichtiger als sonst. Einer der Aktiven, der vormacht, wie es geht, ist Tankstellenbetreiber Thomas Lex.

Montag, 22. Juni 2020 - Tankstelle
Hans Jürgen Krone
Artikelbild Aktiv im Netz
Bildquelle: Thomas Lex

Die vergangenen Wochen haben in so gut wie allen Unternehmen Stärken und Schwächen offenbart. Für die Convenience Shops war zumindest positiv, dass sie fast alle als systemrelevant eingestuft wurden und deshalb weiter öffnen durften. Das war zumindest ein Vorteil gegenüber vielen anderen Unternehmen. Allerdings war das kaum ein Trost für solche Shops, die rein auf die Frequenz der mobilen Kunden im öffentlichen oder Individualverkehr angewiesen sind. Diejenigen Tankstellen-Shops beispielsweise, die auch im direkten Umfeld ein ordentliches Kundenpotenzial haben, konnten in ihrem Shop-Geschäft in dieser Zeit zumindest positive Akzente setzen. Darüber berichten wir an anderer Stelle in dieser Ausgabe (Seite 38 bis 41). Worauf es in den Zeiten des Shutdowns besonders ankam, war, die Möglichkeiten die Online-Kommunikation mit potenziellen Kunden zu nutzen. Und hier zeigten sich weitere Schwäche der Branche: Nur sehr wenige Tankstellen beispielsweise sind wirklich tagesaktuell in den sozialen Medien aktiv. Viel Accounts sind entweder gar nicht gepflegt oder wurden vor langer Zeit einmal aktualisiert. Anders macht das Tankstellenbetreiber Thomas Lex aus Bramsche. Wie er diese Zeit erlebt hat und seine Online-Kommunikation betreibt, darüber sprach CS mit ihm.

Was hat Sie in den vergangenen Corona Wochen in Ihrem Geschäft am nachhaltigsten beeindruckt, negativ und positiv?
Beeindruckt war ich tatsächlich davon, wie ein vermeintlich kleiner Virus uns gezeigt hat, wie schnell einem von heute auf morgen alles wegbrechen kann und man machtlos dasteht. Auch wenn wir mit unserer Systemrelevanz wenigstens den Betrieb aufrechterhalten konnten, haben wir ja alle mit Umsatzeinbußen zu kämpfen. Positiv beeindruckt war ich tatsächlich von dem Zusammenhalt der Menschen und der Rücksichtnahme aufeinander.

Konnten sie bei den starken Rückgängen im Kraftstoffgeschäft im Shop trotzdem ein wenig gegensteuern und das Geschäft aufrecht erhalten?
Da ich zusätzlich zu der Corona Krise mit einer kompletten Sperrung der Bundesstraße zu kämpfen hatte, war es schon sehr knifflig, die Kunden über die Dorfstraße zu uns zu holen. Hier kommt der Vorteil einer Freien Tankstelle ins Spiel. Im Kraftstoffbereich habe ich eine Baustellen-Rabattaktion mit fünf Cent pro Liter ins Leben gerufen. Im Bistrobereich haben wir vier Burger für zehn Euro verkauft und im Shop sind wir nicht auf den Toilettenpapier-, Masken- und Desinfektionszug aufgesprungen und haben Aktionen wie zum Beispiel unsere „Mallorca Saison Opening“-Kombi – eine Flasche Sangria, eine Dose Früchtemix, zwei Dosen San Miguel im Eimer für 7,99 Euro – gemacht. Diese Aktionen kamen bei den Kunden sehr gut an und haben uns mit einem ‚blauen Auge‘ die härteste Zeit überstehen lassen.

Wie gestaltete sich der Umgang mit den Kunden in dieser Zeit?
Bei uns an der Station war es eigentlich recht entspannt. Die Kunden hatten für alle Maßnahmen, die wir getroffen hatten, Verständnis. Haben uns auch verziehen, wenn es mal länger dauerte, oder wir einfach mit der Situation und den schnellen Veränderungen selbst nicht klarkamen.

Haben Sie selbst in dieser Zeit Veränderungen im Sortiment vorgenommen?
Tatsächlich haben wir im Bereich Lebensmittel und Drogerie etwas aufgestockt. Durch die Einführung von günstigen Handelsmarken durch die Lieferanten ging das auch zu annehmbaren Preisen für die Kunden. Diese haben das dann auch sehr gern genutzt. Man hatte beispielsweise auch den Eindruck, dass man für eine Kleinigkeit lieber die Tankstelle nutzt und ungern einen Supermarkt besucht.

Sie gehören zu den wenigen Tankstellen-Betreibern, die sehr aktiv in den sozialen Netzwerken sind. Wer macht das bei Ihnen und sind die Reaktionen der Kunden dabei spürbar?
Wir arbeiten seit Jahren mit einer Agentur zusammen, die für uns das Onlinemarketing durchführt. Es gibt einen festen Kalender mit entsprechenden Standard-Postings, die automatisch durchgeführt werden. Sonderaktionen oder spezielle Mitteilungen werden entsprechend kommuniziert und kurzfristig durch die Agentur – auch an Wochenenden – gepostet. Die Reaktionen sind definitiv spürbar! Unsere Burger Aktion ‚4 für 10 Euro‘ haben wir nur bei Facebook beworben und wie alle Aktionen dadurch an den Spitzentagen über 300 Burger verkauft.

Woran liegt es aus Ihrer Sicht, dass sich vergleichsweise wenige Kollegen an dieser Form der Online-Kommunikation beteiligen?
Ich denke, der Faktor Zeit und das fehlende Verständnis für das Produkt Facebook oder Instagram sind die Hauptgründe dafür. Auch aus diesen Gründen habe ich eine Agentur damit beauftragt, so bin ich rechtlich immer auf der sicheren Seite und muss mich nicht sonderlich darum kümmern.

Gibt es für Sie bereits Learnings aus der Krise?
Ja, auf jeden Fall. Wer meine Tankstelle kennt, dem ist bekannt, dass der Fokus auf dem Fast Food Geschäft liegt. Wir haben alles auch zum Mitnehmen, aber die Krise hat gezeigt, dass das nicht reicht. Es muss ein besseres Konzept her: Speisekarten detaillierter online stellen, Online-Bestellsysteme wie eine ‚Lex App‘, nachrüsten, einen Drive-In- Schalters einrichten usw.