Orlen Keine Star-Allüren

Die Marke Star der polnischen Mineralölgesellschaft Orlen hat sich im deutschen Markt etabliert. Auch Dank des Convenience-Geschäfts.

Donnerstag, 15. Oktober 2015 - Tankstelle
Martin Eschbach
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Moderat wächst die deutsche Tochter der polnischen PKN Orlen. Und zwar mit ihrer Marke Star. Die ist letztlich übrig geblieben, denn gestartet ist die Mineralölgesellschaft 2003 mit einer Zwei-Marken-Strategie, nachdem sie von BP für 140 Mio. Euro insgesamt 494 Tankstellen der Marken Aral, BP und Eggert Mineraloel abkaufte. Die Marke Orlen, als so genannte A-Marke, und die preissensiblere Marke Star sollten sich hier zu Lande etablieren. Schnell wurde den Verantwortlichen jedoch klar, dass für eine weitere A-Marke im deutschen Markt kein Platz ist. Seit einigen Jahren gibt es deshalb ausschließlich Star-Stationen, von einer einzigen Orlen-Tankstelle abgesehen. Heute verfügt das Unternehmen also über 560 Star-Tankstellen. Gegenüber 2007 ist das ein Zuwachs von rund 50 Stationen.

Kolportiert wird in der Presse schon länger, dass Orlen bis 2020 über mindestens 750 Star-Stationen in Deutschland verfügen will. Hier legt sich das Unternehmen jedoch keinesfalls fest. Was Sinn macht, denn die Expansion wird stark davon abhängig sein, wie viele Tankstellen in den kommenden Jahren zum Verkauf stehen. Allzu viele dürften es nicht sein, denn die meisten Gesellschaften haben einen Bereinigungs-Prozess hinter sich und das Geschäft läuft, auch dank professioneller Convenience-Angebote, derzeit nicht schlecht.

Bei Orlen ist der Investitionsstau nach den zahlreichen Käufen längst aufgeholt. In dem 2003 erworbenen Paket waren nicht nur Sahne-Stück, um es einmal vorsichtig auszudrücken. Die komfortable Situation jetzt könnte dafür sprechen, nochmals in Sachen Zukäufe Gas zu geben. Aber wie gesagt: Der Markt muss das auch hergeben.

Die meisten Tankstellen kamen zuletzt 2011 durch den Kauf von 56 Stationen von der österreichischen Mineralölgesellschaft OMV dazu. Seitdem ist die Marke Star auch in Sachsen und Thüringen stärker vertreten. Sonst nach wie vor eher im Norden und Westen (NRW) der Republik. Angestrebt ist eine bundesweite Präsenz, aktuell ist der Süden noch ein weißer Fleck. Nur sieben Tankstellen im Frankfurt-Mainzer Raum – danach ist in Richtung Bayern und Baden-Württemberg Schluss. Das bedeutet aber auch, dass es noch reichlich Potenzial gibt. Und wenn sich Möglichkeiten ergeben, sei man auch keinesfalls abgeneigt, erklärt Torsten Rieger, Senior Manager Non Fuel Business bei Orlen Deutschland. Eine partielle Verdichtung sei jedoch auch in Nord-Deutschland angedacht. Das macht Sinn, denn da ist der Anfang ja schon längst gemacht. Und immer mal wieder eröffnet eine neue Star-Station, wie kürzlich erst in Hamburg.

Das vor mehr als drei Jahren vorgestellte und in einem Pilot installierte Base-Konzept (Convenience Shop berichtete) hat sich zwar nicht durchgesetzt, aber einige Erkenntnisse konnten genutzt und auf das heutige Shop-Geschäft übertragen werden, bestätigt Rieger.

Besonders ist sicherlich das Eigenmarken-Programm. So gibt es einen Star Energy-Drink in drei Varianten, zwei verschiedene Star-Wässer sowie ganz neu Star-Chips. Die Bedeutung des Shop-Geschäfts sei weiter gestiegen, versichert Rieger. Auch und gerade für die Pächter, deren ökonomisches Überleben ohne Shop, Bistro (inklusive der nach wie vor sehr gefragten Bockwurst) und Kaffee (in Star-Tankstellen traditionell über SB-Automaten) nicht mehr gesichert wäre. Für Orlen zählt das Waschgeschäft zu einem wichtigen Bestandteil des Tankstellengeschäfts. Hier wurde in den vergangenen Jahren ordentlich investiert. Übrigens genauso, wie in die WC-Anlagen. In Befragungen, die Orlen regelmäßig durchführt, um das Tankstellen-Geschäft zu optimieren, standen saubere Toiletten auf der Wunschliste der Kunden immerhin an dritter Stelle.

Da wo es möglich ist, wird anders gebaut. Und zwar so, dass die Kassenzone und das Bistro gegenüber des Eingangs positioniert werden. So wird vor allem auch die gastronomische Kompetenz in den Vordergrund gestellt – um den Umsatz ab 13 Uhr zu puschen. Ab dann lässt das Bistro-Geschäft nämlich oftmals zu wünschen übrig. „Wir entwickeln Ideen, die dazu beitragen, das Bistro-Geschäft bis in den Abend attraktiv zu halten“, teilt Rieger mit. Vielerorts wird deshalb neuerdings der Merrychef, eine leistungsstarke Kombination aus Ofen und Mikrowelle, eingesetzt. Somit können Snacks deutlich schneller zubereitet werden. „Das ermöglicht uns eine Erweiterung des Angebots“, sagt Rieger. Hier dürfte es in Zukunft also noch einige Innovationen geben.

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