Tabakwaren Feinjustierung des Geschmack

Welche Wirkungen haben Long-Size Filter, warum dünne Blättchen oder was kommt bei einem Stopfgerät zum Einsatz? Wenn es um den ganz persönlichen Tabakgenuss geht, haben Verbraucher Wahlfreiheit.

Freitag, 02. Juni 2017 - Tabak
Ulrike Pütthoff
Artikelbild Feinjustierung des Geschmack
Bildquelle: gettyimages, Carsten Hoppen

Lange ging es bergauf mit dem Feinschnitt. Raucher griffen aus Kostengründen lieber zum losen Tabak und drehten bzw. stopften ihre Zigaretten selbst. Doch die Quartalserhebungen des Statistischen Bundesamtes sagen für die ersten drei Monate etwas anderes: Auf Basis des Brutto-Bezuges von Steuerzeichen ging Feinschnitt in der Menge um 15 Prozent zurück. Relativierend sei erwähnt, dass darin noch der TPD2-Effekt stecken könnte. Im Vorjahr wurden vor Einführung der Schockbilder vorproduziert, so das entsprechend mehr Steuerzeichen abgenommen wurden.

Die Entwicklung des losen Tabaks hat sich jedenfalls verlangsamt, ist den ersten Zahlen nach zu urteilen sogar rückläufig. In der Folge müsste sich das auch auf den Absatz der Blättchen, Hülsen und Filter auswirken. Dabei sind diese ein margenträchtiges Segment und für Raucher ein Weg, den individuellen Geschmack umzusetzen – Feinjustierung also mit der Papierstärke, der Filterlänge und seiner Beschaffenheit. Die Varianten und Ausprägungen der Rauchbedarfsartikel (RBA) sind zahlreich.

Kunden, die eine preiswerte Alternative zur Fabrikzigarette suchen, sind mit Stopfgerät und fertigen Filterhülsen, also den Make Your Own-Produkten (MYO) gut beraten. Wichtiges Handwerkszeug ist das Stopfgerät, mit dessen Hilfe Tabak in eine Filterhülse geschoben wird. Manche sind sogar für verschiedene Filterlängen einsetzbar, wie etwa der Vario-Stopfer von Gizeh, der mit einem Verstellmechanismus ausgestattet ist. Zu verwenden sind hier eine Vielzahl von Tabaken, schnittoptimierte und auch Volumentabake mit ihrer besonders hohen Füllfähigkeit.

Ein Extra-Stopfgerät braucht allerdings die Gizeh Compact Size Filterhülse. Sie hat wegen ihres geringeren Durchmessers und des längeren Filters einen deutlich verkürzten Füllraum, durch den sich mehr als 25 Prozent Tabak einsparen lassen. Trotzdem bliebe der volle Geschmack erhalten. In der Regel entspricht der Standard-Durchmesser einer Hülse den Fabrikzigaretten, also 8 mm bei einer Länge von 84 mm. Der passende Gizeh-Filter ist wahlweise 15 oder 25 mm lang. Seit September 2016 bietet der Hersteller das System den Kunden an.

Eine Umfrage unter Verwendern hat bestätigt, dass die Compact Size Filterhülse den Wünschen der Verwender entgegen kommt. Von 96 Befragten bewerteten über 93 Prozent den Geschmack als sehr gut bis gut. Fast 100 Prozent finden das Format optimal und die 25-prozentige Tabakersparnis wird von mehr als 75 Prozent der Befragten als sehr wichtig bzw. wichtig eingeschätzt.

Parallel zu den kürzeren setzen die Extra Filterhülsen mit längerem Filter ihre Erfolgsgeschichte fort und erreichen derzeit einen Marktanteil von mehr als 50 Prozent im Segment der Marken-Filterhülsen. Gizeh bietet zwei Varianten an: die Full Flavor, die mit einem kräftigen aber ausgewogenen Geschmack überzeugen soll, und die Airstream, die für Liebhaber des milden Genusses konzipiert wurde und über eine Mikroperforation am Filter verfügt. Beide Filterhülsen sind universell einsetzbar und mit allen gängigen Tabakmarken zu kombinieren. Vorteil: Händler erreichen mit jeweils nur einem Markenprodukt eine Vielzahl von Konsumenten.


Roll Your Own

Eine Befragung der Reemtsma-Marktforschung hat übrigens ergeben, dass bei Fabrik- und gestopften Zigaretten das Verhältnis zwischen Männern (56 Prozent) und Frauen (44 Prozent) nahezu gleich ist. Dagegen liegt die Männerquote bei Drehern mit 70 Prozent wesentlich höher. Der Markt für Blättchen und Filter entwickelt sich jedenfalls relativ stabil bis leicht wachsend, teilt Gizeh mit.

Die Dreher sind die Individualisten unter den Rauchern. Für sie ist nicht unbedingt ein Preisvorteil der Grund für die eigenhändig hergestellte Zigarette, oft ist es vor allem der Geschmack. Und wie Reemstma beobachtet hat, werden Zigaretten nicht auf Vorrat gedreht, sondern zum sofortigen Rauchen produziert.

Vor geübten Drehern wird der Halfzware-Tabak verwendet. Einsteiger greifen zu hellen oder blonden Tabakmischungen. Doch jeder Dreher hat seine Vorlieben, etwa bei der Dicke und der Länge einer Zigarette. Mit den unterschiedlichen Formaten der Blättchen und Filter kann er den Durchmesser selbst bestimmen. Beim Papier haben sie die Wahl zwischen einem etwas stärkeren für einen weniger intensiven Geschmack und einem dünneren. Dieses wählen jene, die es etwas kräftiger mögen. Es brennt langsamer ab, der Raucher hat mehr Züge. Gizeh unterscheidet zwischen vier Papierstärken, die nach ihrem Gewicht pro Quadratmeter gemessen werden. Bei der Sorte Extra fine sind es 14 g, bei Fine 18,5 g, Special 21 g und Original 23,5 g.

In der Range Black gibt es Blättchen mit unterschiedlicher Breite, um den Durchmesser der Zigarette selbst wählen zu können. Bestseller seien die Black Fine 100 Blatt und Gizeh Black King Size Slim + Tips, so der Hersteller. Eine Zwischenvariante sind die Black Queen Size extra fein Blättchen, die unter Kennern als 1 ¼ Size bekannt sind. Sie sind länger als die Regular Blättchen, aber kürzer als die King Size.

Für viele Dreher gehört der Eindrehfilter zur perfekten Handmade-Zigarette. Das Potenzial schöpfen Shops aber noch nicht aus. Das Produktkonzept der Gizeh Slim Filter zum Beispiel setzt auf eine praktische Handhabung. Die Filter mit dem schmalen Durchmesser von 6 mm haben eine Klebefläche, die ihn während des Drehens im Blättchen fixiert. Wer einen längeren Filter bevorzugt (19 statt 15 mm), für den hat Gizeh Black XL Slim Filter im Programm. Der Geschmack sei damit ausgewogener und man spare zusätzlich Tabak.


Konzept aus Tabak und Blättchen

Gizeh gehört im Segment der MYO und RYO zwar zu den Großen. Aber auch Hersteller mit der Kernkompetenz Tabak haben Rauchbedarfsartikel, die auf ihren speziellen Tabak abgestimmt sind. Dreher können sich quasi die „echte“Zigarette einer Marke selbst herstellen.

Sowohl zum Burton- als auch zum Pepe-Tabak bietet die Joh. Wilh. von Eicken GmbH: passende Filterhülsen für ein Stopfgerät an. Dreher spricht es dagegen mit der Marke Mason‘s an. Die naturbelassenen Blättchen, sowohl aus 100 Prozent Hanf als auch ungebleicht, und die Bio Slim Filtertips ergänzen sich mit den zusatzstofffreien Produkten der Marke Pepe sowie Manitou. Im April vergangenen Jahres packten die Lübecker Flavor Strips unter dieselbe Marke. Man könnte sagen, ein Bedarfs-Ergänzungsprodukt, das dem Raucher ein ganz persönliches Geschmacksaroma liefert. Die Strips werden einfach in den Pouch oder Beutel gelegt, um den Tabak zu aromatisieren – je nach gewünschter Intensität zwischen einer und sechs Stunden. Anschließend schmecken die Zigaretten, aber auch andere Trockenprodukte wie Tee, Müsli oder Kaffee nach einem der insgesamt sechs Aromen, die zur Auswahl stehen und individuell zu mixen sind.

Heintz van Landewyck ging es ebenfalls um den Geschmack, als es vor rund anderthalb Jahren zwei neue Stopffilterhülsen vorstellte. Unter der Brand Elixyr, in der auch der Volumentabak positioniert ist, bediente es nicht nur Stopfer mit optimierten Filterhülsen, sondern auch Mentholliebhaber. Nachdem im Rahmen der TPD2 das Angebot aromatisierter Tabake mit Menthol ursprünglich schon 2016 verboten werden sollte, war das von den Trierern Ende 2015 ein gelungener Schachzug, Anhängern des minzefrischen Geschmacks eine Alternative zu bieten. Jetzt darf ab Mai 2020 kein Tabak mit Menthol mehr angeboten werden. Landewyck packt sie übrigens in kleineren Mengen, also zu 110 Stück ab.

Aus Gutem Grund gibt es bei BAT für den Pall Mall- und Lucky Strike-Feinschnitt ebenfalls die passenden Xtra Hülsen. Denn wie bei einer Fabrikzigarette werden Markenhülsen genau auf den Tabak, für den sie vorgesehen sind, abgestimmt. Deshalb erzielt man nur mit Originalhülsen ein authentisches Geschmackserlebnis und eine optimale Ergiebigkeit, so die Hamburger. Xtra Hülsen haben durch den längeren Filter ein reduziertes Hülsenvolumen und sind deshalb im Vergleich zu Standard-Hülsen ergiebiger. 10 Prozent Tabak könnten eingespart werden. Stopfe man beispielsweise Pall Mall Red Tabak mit einer Standard-Hülse werden 0,5 g Tabak pro Zigarette benötigt, mit Pall Mall Red Xtra Hülsen nur 0,45 g. Bei BAT steht Red für vollwürzigen Geschmack und Blue Blue für milden Geschmack. Eine ähnliche Unterscheidung gibt es bei den Pall Mall Authentic-Hülsen: Full Flavour bedeutet unverfälscht vollen, aromatischen Geschmack und Smooth Taste unverfälscht milden, aromatischen Geschmack. Mit der Lucky Strike Extra Hülse, die ebenfalls den Tabak um ein Zehntel reduziert, will BAT mit dem Real Taste-Filter den Premiumcharakter unterstreichen.

Vom Tabak bis zur Aufbewahrungsbox für die Handmade-Zigaretten labelt Japan Tobacco International (JTI) seine MYO-Range mit der Marke Winston. Das Zubehör besteht aus dem Stopfgerät Winston Easy Maker sowie dem Duo Maker, mit dem sowohl die Standard- wie auch die Extra-Filterhülsen gestopft werden können. Letztere fassen 10 Prozent weniger Tabakvolumen, haben aber die gleiche Ergiebigkeit wie die Standards. Das Winston-Equipment wird ergänzt um eine Metall-Etui-Box zur Aufbewahrung der fertigen Zigaretten und einen so genannten Hydrostein aus Ton, der nach einigen Minuten im Wasser Feuchtigkeit aufnimmt und in der Dose oder Pouch an den Tabak abgibt, um ihn zu befeuchten.

Auch Global Player Philip Morris macht sich seine Marken zu Nutze: Die Hülsen treten unter Marlboro, Chesterfield und L&M auf und sind auf den jeweiligen Feinschnitt abgestimmt. Leicht erkennbar an der farblichen Differenzierung, die den Tabak-Packungen entsprechen, gibt es für den Klassiker, die Marlboro Red, in gleichem Design die Hülse als King-Size, dem Standard-Format, und als Extra mit dem längeren Filter und mit einem 10 Prozent geringerem Füllvolumen, gut erkennbar an dem Roten Dach. Gleiches gilt für die anderen Markenfamilien ebenfalls.

Ergänzend zu seinen Tabaken hat Reemtsma ebenfalls passende Filterhülsen im Programm. Im Sortiment der Rauchbedarfsartikel führt das Hamburger Unternehmen zudem Blättchen und Filter. Für Halfzware und dunkle Tabake werden die Rizla Orange-Blättchen empfohlen. Für alle anderen Rizla Green mit seinem etwas dünneren Papier. Drehern, die die Teer-, Nikotin- und Kohlenmonoxid-Werte reduzieren wollen, stehen Feindrehfilter zur Verfügung.

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