Inhouse Stores Caterer machen in Convenience

Die Attraktivität von Convenience Stores macht sich auch in den Betriebsrestaurants von Unternehmen bemerkbar. Die Catering-Unternehmen forcieren deshalb eigene C-Store-Konzepte.

Samstag, 30. Juni 2018 - Foodservice
Hans-Jürgen Krone
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Inhaltsübersicht

Den deutschen Convenience Stores erwächst eine relativ neue Konkurrenz, die bisher niemand so richtig auf dem Schirm hat: Inhouse Stores. Gemeint sind die Shops, die sich innerhalb von Unternehmen aller Art befinden, um die Mitarbeiter vor Ort zu versorgen. Fast unbeobachtet von der Öffentlichkeit sind diese Bereiche in den vergangenen Jahren immer weiter professionalisiert worden. Während dort früher Snacks und Getränke vor allen aus Automaten heraus verkauft wurden oder irgendwelche Theken in Betriebsrestaurant ein Angebot von Snacks, Süßwaren und Getränken bereithielten, sind inzwischen an vielen Orten echte Convenience Stores eingebaut worden, die den Vergleich mit Tankstellen-Shops & Co. nicht scheuen müssen.

Zu finden sind diese Shops beispielsweise in den Fabrikhallen der großen Autobauer, wie beispielsweise bei VW in Wolfsburg, die inzwischen eine ganze Kette solcher Shops betreiben, mit teils beachtlichen Umsätzen und einem Sortiment, das ebenfalls den Vergleich mit frei zugänglichen C-Stores nicht zu scheuen braucht. Ähnliche Einrichtungen gibt es auch bei BMW und anderen Betreibern großer Produktionsanlagen.

Das Thema entwickelt sich weiter

Dass sich das Thema jetzt deutlich weiterentwickelt, liegt daran, dass die Catering-Unternehmen, die per Vertrag in vielen deutschen Unternehmen für die Mitarbeiterverpflegung zuständig sind, das Thema für sich entdeckt haben. Der Grund dafür ist, dass sich die Gewohnheiten ihrer Gäste, ähnlich wie in der Gesamtbevölkerung, deutlich geändert haben. Immer weniger Menschen wollen sich regelmäßig in die Betriebsrestaurant setzen und dort, wie in einer Restaurant-Situation, essen. „Snacking ist ein großer Trend, der dem klassischen Mittagsgeschäft Konkurrenz macht. Viele Menschen essen lieber mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt als einen üppigen Lunch, daher ist ein vielfältiges Angebot rund um die Uhr wichtig. Ein sehr großer Teil des Umsatzes wird vor und nach dem Mittagessen generiert, sagt Carsten Bick, Geschäftsführer der Compass Group, in einem Interview mit dem Fachmagazin Catering inside. „Der Anteil im Take-Away-Geschäft macht inzwischen bereits über 40 Prozent aus“, berichtet Bick weiter.

Markus Lang, Bereichsleiter Marketing beim Caterer Apetito, ergänzt: „Die Betriebsgastronomie bleibt trotz steigendem Konkurrenzdruck der umsatzstärkste Markt mit Erlöspotenzialen im Zusatzgeschäft. Der Trend geht zu geringerer Bezuschussung in der Mitarbeiter-Verpflegung. Die Caterer reagieren auf den dynamischen Arbeitsmarkt und flexible Arbeitszeitmodelle mit neuen Foodkonzepten.“ Das betästigt auch Bianca Krömer, Pressesprecherin von Dussmann: „Die Essensgewohnheiten verändern sich genauso wie die Arbeitszeitmodelle. Daher sind auch gut durchdachte Konzepte für die Zwischenverpflegung und den Take-Away-Markt zunehmend wichtig“, sagte sie gegenüber Catering inside. Ulrich Höngen, Geschäftsführer der Wisag Catering Holding, betont: „Es geht nicht mehr nur um das Mittagessen, es sind attraktive Verpflegungsangebote über den gesamten Tag hinweg und im gesamten Gebäude gefragt.“

Kantinen wurden reformiert

Um die Menschen wieder zu begeistern, haben große und kleine Caterer die frühere Kantine längst reformiert: Schönes Ambiente, freie Essenkombination im Free-Flow-Verfahren mit „Mix & Match“-Prinzip oder auch Integration von Mini-Theken moderner Fast Casual-Konzepte wie Coa oder Dean & David waren nur einige der Maßnahmen, mit deren Hilfe die Attraktivität des Angebotes deutlich erhöht wurde und noch wird.

Dennoch lässt sich der allgemeine Trend hin zu Snacken und To-go dadurch nicht neutralisieren. In dieser Situation haben die Caterer im Grunde nur zwei Möglichkeiten: Entweder sie nehmen es hin, oder sie versuchen dafür zu sorgen, dass ihre Kunden ihr Geld nicht außer Haus ausgeben, sondern dass dieser Umsatz auch in ihre Kassen fließt. Das ist ganz besonders dort notwendig, wo es rund um die Unternehmen, beispielsweise in Innenstädten, zahlreiche Alternativen für die Mitarbeiter gibt.

Die jüngste Initiative auf diesem Gebiet kommt von dem Caterer Aramark, einem der führenden Dienstleister auf diesem Gebiet. Er informierte kürzlich über seinen Vorstoß mit dem Shop-Konzept „Die Snackerei“. „In der Arbeitswelt von heute dominiert der Wunsch nach Individualität und flexiblen Arbeitszeiten, dementsprechend verändert sich auch das Essverhalten vieler Menschen“, bestätigt das Unternehmen den erwähnten Trend. Mit dem neuen Shop-Konzept „Die Snackerei“ will Aramark künftig ganztägig Snacks anbieten.

Bisher wurde das Konzept bei einem Kunden umgesetzt, im Laufe des Jahres sollen dann Stück für Stück immer mehr Kunden und Standorte dazukommen. Das Angebot soll vielfältig sein, herzhaft, süß, kalt, warm und vegetarisch. In der Snackerei gibt es ganztägig frisches Obst, Joghurts und selbstgemachte Müslis sowie Kaffee, Tee und gekühlte Getränke.

„Zusätzlich haben wir viele vollwertige kleine Mahlzeiten und frische Salate im Angebot. Dabei achten wir auf die Einbindung von regionalen Zutaten“, erläutert das Unternehmen. Als Motto hat sich Aramark auf die Fahne geschrieben: „Die richtige Ware, zur richtigen Zeit, in der richtigen Menge, zum richtigen Preis, am richtigen Ort“, so verschwimmen in der Snackerei die Grenzen zwischen Gastronomie, Handel und Snacking, ist Aramark überzeugt. Der Fokus liegt also auf den Frischwaren. Doch eingebunden sind auch klassische Shop-Sortimente, wie etwa Tabakwaren, Süßigkeiten und Zeitschriften.


Industrial oder Marketplace

Je nach Wunsch des Kunden wird die Snackerei entweder an das Betriebsrestaurant angegliedert oder als separate Verkaufsstelle konzipiert. Es gibt immer einen bedienten Bereich sowie eine Selbstbedienungs- und Impulszone. Außerdem sollen kommunikative und entschleunigende Sitzbereiche einen idealen Ort bieten, an dem man in der Mittagspause abschalten kann. Das Design kann in zwei unterschiedlichen Gestaltungsformen umgesetzt werden: „Industrial“ mit modernem Industriecharme und „Marketplace“ mit der Einkaufsatmosphäre einer Markthalle. „Die Snackerei ist ein Shop-Konzept, das sowohl beim Sortiment als auch beim Ambiente und Design die aktuellsten Trends aufnimmt“, so Aramark.

Schon deutlich länger auf diesem Gebiet aktiv ist der Catering-Marktführer. Die Compass-Group hat ihre Convenience-Konzepte in den vergangenen Jahren forciert. Sein System heißt Shop2go. „Wenn die Menschen nicht zu den Geschäften kommen, dann müssen die Geschäfte eben zu den Menschen“, beschreibt das Unternehmen seinen Grundgedanken und hat deshalb ein Multi-Shop-Konzept für den schnellen und bequemen Einkauf vor Ort entwickelt. Schon 2003 wurde die erste Einheit des „take-away“ eröffnet. Aktuell ist es bereits an mehr als 150 Standorten in Deutschland in Betrieb. „Tendenz steigend“, sagt Compass. „Mit Shop2go bringen wir Waren und Dienstleistungen dorthin, wo sie bisher nicht angeboten wurden. Direkt in Ihre Lobby. Oder auf Ihr Werksgelände. Bügelservice, Snacks, Getränke, Zeitungen, Präsente“, preist das Unternehmen im Internet sein Angebot an.

Shop2go gibt es entweder als eigenständigen Fullservice Store mit 35, 50 oder 100 qm oder fürs Betriebsrestaurant unter „Express“ als modularer Shopbaukasten, als Cooler – „das Beste aus allem im Kleinformat“ oder als „Mini“ für Verkaufsimpulse direkt in Kassennähe. Das Sortiment kann umfangreich sein: Es reicht bei Impulsware vom Schokoriegel für die Schreibtischschublade über das Kaugummi nach dem Essen bis hin zur Tüte Chips. Darüber hinaus gibt es Soft- bis Energydrinks, Milchmixgetränke, Eisspezialitäten und auch Joghurtspezialitäten. Dazu kommen Müsli, Quarkspeisen, Obstbecher oder frisch belegte Sandwiches. Zur Mittagszeit sind warme Snacks oder der Salat-to-go im Angebot. Kombiniert und ergänzt wird das Ganze mit dem Coffeebar-Konzept Caffè Dallucci, das die Compass Group relativ geräuschlos bereits in 50 deutschen Unternehmen und Kliniken umgesetzt hat. „Caffè Dallucci gehört mittlerweile zu den beliebtesten Kaffeebar-Marken in Deutschland“, berichtet das Unternehmen stolz. Neuster Clou aus dem Hause Compass: Demnächst öffnet der erste Backshop des Unternehmens namens DeliBread im IBC in Frankfurt.

Konkurrenz oder Kooperation

Die Liste der Beispiele für den Inhouse Convenience-Trend ist lang. Shop-Betreiber sollten sich über solche Angebote in ihrem Umfeld auf dem Laufenden halten, um mit diesen Wettbewerbern mitzuhalten und eventuell die eigenen Sortimente optimieren zu können. Auf strategischer Ebene sollten Betreiber von Convenience-Konzepte vielleicht sogar die Zusammenarbeit mit Catering-Unternehmen suchen und prüfen, denn diese Ausflüge aus dem Gastronomie-Kerngeschäft hinein in das Retail-Business sind auch für große Unternehmen nicht so einfach. Ebenso, wie der Convenience-Retail bei seinen gastronomischen Angeboten immer mehr mit Profis kooperiert, könnten sich für die Gastro-Profis die Zusammenarbeit mit den impulserfahrenen Convenience-Spezialisten auszahlen.

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Impulszonen an der Kassen bringen Zusatzkäufe.
Bild öffnen Mit dem modernen Konzept Snackerei setzt Aramark auf Convenience mit großzügigem Marktcharakter.
Bild öffnen Die Gäste können mitten im Geschehen sitzen.
Bild öffnen An der Belegstation wird frisch produziert.
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