Bargeld-Studie Bares ist Wahres

Kundenwünsche zu erfüllen, ist oberstes Gebot im Handel. Aber wenn es um den bargeldlosen Zahlungsverkehr geht, stehen betriebswirtschaftliche Interessen im Vordergrund. Deutsche bevorzugen (noch) Scheine und Münzen.

Dienstag, 03. April 2018 - Foodservice
Ulrike Pütthoff
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Renate S. war enttäuscht: Ein Umtausch der neu erworbenen Handtasche wäre möglich, aber die Kasse war leer. Der Kaufpreis konnte ihr nicht ausgezahlt werden, weil die vorherigen Kunden zum größten Teil zur Karte gegriffen hatten. Willkommen in der Zukunft? Bargeldkritiker hatten das Ende der Scheine und Münzen zwar schon für 2018, also für dieses Jahr, vorausgesagt, doch Deutschland ist noch weit entfernt davon. Über 80 Prozent der Transaktionen werden in bar beglichen.

Händlern und Banken ist das ein Dorn im Auge, denn das Handling der Banknoten sei teurer, langsamer und schlechter zu kontrollieren. Eine Studie des Geldautomaten-Anbieters Cardtronics Deutschland, die auf einer YouGov-Online-Befragung von 2.100 Personen basiert, ging das Thema aus einer anderen Perspektive an: Welche Vorteile bringen Bargeld und Automaten dem Kunden und Einzelhandel. Dabei kam heraus, dass beides eine große Bedeutung für Umsatz, Kundenfrequenz und Kundenloyalität hat.

Für Shop-Betreiber dürfte es interessant sein, dass fast alle Deutschen (93 Prozent) für Einkäufe in kleineren Läden wie Kioske usw. das Portemonnaie zur Hand haben. Sollte noch ein Geldautomat in der Nähe ihrer Einkaufsstätte liegen, kann der Durchschnittseinkauf durchaus bis zu 30 Prozent höher ausfallen.

Verbraucher geben dem Automaten in mehrfacher Hinsicht den Vorrang gegenüber dem Bezahlen per ec- oder Kreditkarte sowie dem kontaktlosen Bezahlen. Einfache Handhabung, Geschwindigkeit, praktisch für alltägliche und vor allem kleine Einkäufe sowie Sicherheit und eine bessere Budgetierung bescheinigen sie den Scheinen und Münzen. Man muss allerdings berücksichtigen, dass in diesen Antworten noch ein gewisser Gewohnheits-Bonus steckt.

Bare Münze für den Einzelhandel

Der Geldautomatenservice muss bleiben, so ein zentrales Ergebnis der Studie. Laut Marc Terry, Managing Director EMEA für Cardtronics, stellt eine gute Bargeldversorgung somit die Vitalität von örtlichen Gemeinden und Einzelhändlern sicher. Befindet sich eine Geldquelle in der Nähe eines Einzelhandelsstandorts, dann ist das „bare Münze“ wert. Wenn das das Portemonnaie nämlich leer ist und der Kunde keine Möglichkeit zur schnellen Geldschaffung hat, geht er dem Händler verloren. 27 Prozent der Verbraucher richten nämlich die Wahl der Einkaufsstätte danach aus. Und rund die Hälfte würde sich unwohl fühlen, für einen Betrag von unter 4 Euro die Karte zu benutzen.

Geldautomaten fördern die Kundenloyalität

Kundentreue ist ein hochsensibles Gut. Genauso wie ein Geldautomat Kunden anlocken kann, kann sein Verschwinden sie auch vergraulen. 27 Prozent würden ihre Einkäufe nämlich dann an einem anderen Ort erledigen. Nur knapp jeder Dritte Befragte würde eine andere Zahlungsart in Erwägung ziehen, um weiter im gleichen Geschäft einkaufen zu können. Das heißt, ein nicht unerheblicher Teil von Verbrauchern legt mehr Wert darauf, in bar bezahlen zu können, als loyal gegenüber einem bestimmten Geschäft zu sein.

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