Euroshop Ein Mix der Technologien

Die führende Messe für Investitionen im Retail-Bereich, die Euroshop, fand statt, bevor die Welle der Absagen über die Messelandschaft hereinbrach. Innovationen, auch für die Convenience-Branche nutzbar, gab es dort einige. Ein Beispiel bietet Wanzl.

Donnerstag, 02. April 2020 - Messen
Martin Heiermann
Artikelbild Ein Mix der Technologien
Bildquelle: Euroshop

Eine der letzten Messen, die in Deutschland noch vor Beginn der Pandemie und fast ohne Einschränkungen über die Düsseldorfer Bühne ging, war die diesjährige Euroshop. Es kamen laut Messegesellschaft rund 94.000 Besucher in die 16 Messehallen an den Rhein. Gezeigt wurde ein breites Spektrum an Produkten, Trends und Konzepten für den Handel und seine Partner, angefangen beim Ladenbau bis über die neuesten technologischen Entwicklungen bis hin zum Thema Digitalisierung. Präsentiert wurden die Neuheiten und Innovationen auf der Messe in Düsseldorf von etwa 2.300 Ausstellern aus 57 Nationen. Kontakte und anschließende Geschäftsabschlüsse waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht vom Corona-Virus und seinen wirtschaftlichen Auswirkungen geprägt.

Entsprechend positiv äußerte sich Erhard Wienkamp, Geschäftsführer der Messe Düsseldorf, über den Verlauf der führenden Fachausstellung für den Handel: „Wir sind sehr erfreut, dass die Euroshop einmal mehr unter Beweis stellen konnte, dass sie die wichtigste Plattform für die globale Retail-Szene in Sachen Trends, Inspiration und Networking ist“, lässt er sich zitieren. Den Ausstellern spricht er für ihre Loyalität ein Lob aus: Sie seien mit ihrer Innovationskraft wieder einmal der Magnet für eine ganze Branche gewesen.

Zusammenspiel der Technologien
Diese Charakterisierung trifft sicherlich auch auf die interessanten Shopkonzepte zu, die der Retail-Dienstleister Wanzl mit nach Düsseldorf brachte. Klaus Meier-Kortwig, Vorsitzender der Geschäftsführung von Wanzl, formulierte es so: „Unser Messeauftritt war laut den zahlreichen Standbesuchern sehr inspirierend.“ Einerseits konnten die Messebesucher bei Wanzl das Zusammenspiel der Technologien bei den insgesamt sechs neuen Shop-Formaten, beispielsweise im Urban Store, live erleben. Andererseits wurde aber auch die funktionale Stärke der Produktinnovationen dort deutlich.

Für die Convenience-Branche stellt der sogenannte „Mobile Store“ von Wanzl sicherlich ein interessantes Shop-Konzept dar, zumal das auf der Euroshop gezeigte Format schon für die Pilotphase reif ist. Der Mobile Store im Container soll laut Anbieter eine flexible, Platz sparende und vollwertige Einkaufswelt bereitstellen. Innerhalb kürzester Zeit könne der kleinflächige Shops designt, gefertigt, montiert und in Betrieb genommen werden. Er stellt, wenn man der Einschätzung des Herstellers Wanzl folgt, eine passende Alternative, einerseits für die Versorgung ländlicher Gegenden, andererseits aber auch für den schnellen Einkauf an hochfrequentierten Plätzen wie Universitäten oder Firmengeländen dar. Oder er kann dort eingesetzt werden, wo es keine anderen Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf mehr gibt. Adäquat zur jeweiligen Ziel- und Warengruppe will Wanzl den Look & Feel der Container Mobile Stores anpassen.

Tegut testet Mobile Store
Mit dem hessischen Lebensmittel-Einzelhändler Tegut gibt es bereits einen ersten Interessenten für den Mobile Store. Sowohl am Tegut-Firmensitz in Fulda als auch am Standort von Wanzl wurde ein solcher Container-Shop etabliert. Laut einem Sprecher des Lebensmittelhändlers erwarte man von den Mitarbeitern beider Unternehmen, die den Store nun einem Praxistest unterziehen, einigen Input. Man wolle durch diese Art der Marktforschung in Erfahrung bringen, ob das Konzept schlüssig sei. Erst anschließend werde es unter der Regie von Tegut einen regelrechten Test gebe. Wohl frühestens im Sommer wird dieser an den Start gehen. Tegut ist in vielen Regionen Deutschlands Nahversorger, zum einen mit dem „Lädchen für alles“, zum anderen mit den Nah&Gut-Läden.

Der Mobile Store kann entsprechend der gewünschten Kundenklientel hip, leger, klassisch, rustikal oder auch traditionell gestaltet werden. Der Betreiber entscheidet über die Farbinszenierung, die Dekoration und die zu verwendenden Ladenbau-Materialien im Shop. Zutritt erhalten laut Wanzl Personen mit Kundenkarte oder einer entsprechenden App auf dem Smartphone. Der Store bietet Produkte des täglichen Bedarfs, die App-Besitzer während des Einkaufs selbstständig scannen können. Für Kunden ohne App steht ein Self-Check-out im Kassenbereich zur Verfügung. Bevor dieser betreten werden kann, müssen sich alle Kunden authentifizieren. Sobald der Bezahlvorgang per Kreditkarte, EC-Karte oder über ein Kundenkonto abgeschlossen ist, kann der Shop mit Hilfe eines QR-Codes dann wieder verlassen werden. 

Investitionen in Food-Stores steigen
Einen Blick auf die gesamte Handels-Branche und natürlich auch auf den Lebensmittelhandel warf das EHI Retail Institute mit seinem Shopper Monitor 2020. Besonders wachstumsstark bei den Investitionen in Ladenoptik und Technik zeigten sich dabei auch die verschiedenen Formate des Food-Handels. 735 Euro pro Quadratmeter Verkaufsfläche und damit 15 Prozent mehr als vor drei Jahren investierte der Lebensmittelhandel im vergangenen Jahr. Insbesondere das Trend-Sortiment Convenience, mehr gastronomische Angebote und fortgesetzte Trading-up-Maßnahmen bestimmen, das berichtet die Studie, zusammen mit den Aufwendungen für eine energieeffiziente Kältetechnik das Investitionsverhalten auch in den C-Stores.

Aber auch die Entlastung der Mitarbeiter in Zeiten, in denen eine Neurekrutierung nicht leichter wird, erfordert Investitionen. Dafür bietet beispielsweise Zebra Technologies Automatisierungslösung, die den Front-of-Store-Betrieb verbessern sollen. Das System Smart Sight nutzt maschinelles Sehen und Lernen. Kontrolliert werden Fehlmengen, Preisinkonsistenzen und Planogramm-Probleme im Regal. Die Regale werden autonom gescannt und zugleich werden Aufgaben für die Filialmitarbeiter ermittelt, die anschließend den Warenbestand rechtzeitig auffüllen oder aktualisieren können. Auf diese Weise haben Kunden die Möglichkeit, mehr Produkte zu kaufen. Außerdem können die Preisstabilität und die Planogrammausführung verbessert werden. Die Lösung kann auf Basis eines Abonnements installiert werden. Das heißt, die Roboter werden zur Verfügung gestellt und zu einem Monatspreis vermietet. Den Service und die Datenpflege übernimmt der Hersteller.