Schneller Start Der Nahversorger

Nach Spar Express und Edeka Express tritt das Handelsunternehmen jetzt mit seinem dritten Convenience-Konzept Edeka Xpress an. Diesen Namen tragen die ehemaligen Tengelmann-Märkte, die in München zu modernen Nahversorgern umgebaut werden.

Donnerstag, 14. September 2017 - Kleinfläche
Hans-Jürgen Krone
Artikelbild Der Nahversorger
Bildquelle: Hans Jürgen Krone, Edeka Südbayern

Die Convenience-Branche diskutiert: Sind die neuen Edeka Xpress-Märkte, die die Edeka Südbayern zunächst in München und dann în weiteren südbayrischen Städten eröffnet, nun der Beginn einer großen Convenience-Initiative des Unternehmens oder nicht? Um es gleich zu sagen, die Frage bleibt weiterhin offen.

Klar ist, dass sich die Handelsorganisation wohl durch die notwendige Verwertung der übernommenen kleinen Tengelmann-Märkte mit Xpress, zumindest in Bayern, wieder klar zum Thema Nahversorgung bekennt. Es handelt sich um ein Kleinflächenformat, das in der Edeka-Welt eine Neuheit darstellt. „Wir haben es entwickelt für Flächen unter 600 qm vorzugsweise in Ballungsgebieten. Damit wollen wir uns auch zur Vertriebsschiene Edeka differenzieren“, erläuterte Claus Hollinger, Geschäftsführer in Südbayern, kürzlich im Interview mit der Lebensmittel Praxis (LP) die Strategie. Bis Ende September sollen in München 50 Xpress an den Start gebracht werden. Dann wird man wohl auch in andere bayrische Städte gehen, so beispielsweise nach Starnberg, Freising, Augsburg und Bad Tölz.

Diese Initiative ist insgesamt sicherlich auch eine Antwort auf die Aktivitäten des Wettbewerbers Rewe, der sich mit Rewe City und auch mit Rewe to go auf diesem Gebiet in der bayrischen Landeshauptstadt in den vergangenen Jahren einen Vorteil bei den städtischen Kunden verschafft hat. Die umgebauten Tengelmann-Märkte sind dabei offenbar eher gegen Rewe City positioniert. In bereits eröffneten Edeka Xpress-Läden, wird das Thema Convenience- oder To-go-Produkte wohl auch deshalb bislang äußerst sparsam inszeniert. In den Stadtteillagen, über die die ehemaligen Tengelmann-Märkte in München verfügen, hält Edeka das moderne Convenience-Konzept offenbar nicht für zielführend. Deshalb sind diese Xpress-Läden im Grunde Mini-Edekas, die durchaus den Anspruch vertreten, mit einem Vollsortiment anzutreten. Das sorgt natürlich für ziemliche Enge in den Geschäften. Hollinger gegenüber der Lebensmittel Praxis: „Wir arbeiten an einer modernen Gestaltung mit neuen Böden, Decken und neuer Farbgebung, durch die schon erkennbar sein wird, dass Sie in einem Xpress-Laden sind. Wir installieren 1,80 Meter - statt 1,60 Meter hohe Regale und die Kühl- und TK-Regale an den Wänden, um Flächenverluste zu vermeiden.“


Um so wenig Fläche wie möglich zu verschenken, setzt das Unternehmen kleine Kassen mit modernen Bezahlmöglichkeiten ein. Außerdem spielt Lokalkolorit eine Rolle. Hollinger: „Schwerpunkt für die Xpress-Läden wird München sein, dort sind im Münchner Logo z. B. der Fernsehturm, die Frauenkirche und die Allianz-Arena zu sehen.“ In anderen Städten wird es deren Skyline sein, um einen regionalen Bezug darstellen zu können.

Ist es dennoch wahrscheinlich, dass die Edeka unter diesem Namen den Fehdehandschuh von Rewe to go aufnimmt und ebenso wie die Kölner beispielsweise in Citylagen, an Bahnhöfen und Flughäfen aktiv wird? Einiges spricht dafür, denn Hollinger ergänzte seine Äußerung zur Zukunft von Edeka Xpress gegenüber der LP mit der Bemerkung: „Gerade in Ballungsgebieten können wir uns vorstellen, dieses Konzept später stärker in Richtung Gastronomie und Convenience weiterzuentwickeln.

Sollte die Edeka für Xpress auch in Richtung Tankstellen-Shops denken, kann die Handelsorganisation auf das Know-how ihrer Gastronomie-Unit zurückgreifen, die sich um die Spar-Express-Shops an Jet-Tankstellen kümmert.

Anschauungsmaterial für interessierte Partner bieten die umgebauten Tengelmann-Märkte bisher kaum. Die eine oder anderen kleinen Cabrio-Kühltheke, die Sushi oder gekühlte Suppen enthält, lässt wenig Rückschlüsse darauf zu, wie die Edeka Südbayern an Convenience-Standorten gegen Wettbewerber wie Scoom, Yormas oder Rewe to go antreten will, was beim Edeka Express der Mindener Kollegen durchaus evident ist. Dort ist zumindest auch eine zusätzliche starke Gastronomie-Orientierung mit vielen Außen-Sitzplätzen zu erkennen. Dass man auf diesem Gebiet bei der Edeka weiter kommen muss, ist aber auch den Verantwortlichen in Südbayern klar. Hollinger berichtete von aktuellen Experimenten im Gastro-Bereich an etwa 20 Standorten in Regie und im selbstständigen Einzelhandel (SEH), mit „verschiedenen Konzepten – angefangen von der Kochbar, die es zuerst in unserem E-Center in Gaimersheim gab, über Sushi bis hin zur ,Marktküche‘, ein Konzept der Edeka-Zentrale, das es nun auch in Rosenheim und einem Münchner Markt gibt.“

Mit ihrer Umbau-Aktion in Südbayern gibt die Handelsorganisation auch bundesweit zumindest ein deutliches Signal, dass sie die Themen Nahversorgung und später vielleicht auch Convenience auf dem Schirm hat und mit ihr auch auf diesem Gebiet zu rechnen ist. Ein völliger Neubau der ehemaligen Tengelmann-Läden und die Verwandlung in Convenience-Konzepte hätte sicherlich sowohl den zeitlichen als auch den finanziellen Rahmen des Projekts gesprengt. Jetzt machen diese Läden nach kürzester Umgestaltungszeit wieder Umsatz und können ihre Kunden halten. Erst wenn die ersten Xpress-Läden mit neuem Konzept an typischen Convenience-Standorten eröffnet werden, wird man beurteilen können, wie sich die Edeka künftig im Convenience-Markt positioniert.

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