Edekaexpress Edeka strikes back

Wie erwartet verstärkt die Edeka zügig ihr Convenience-Engagement. Erstmals testet die Regionalgesellschaft Minden-Hannover das Format Edeka Express und setzt damit Zeichen.

Mittwoch, 27. April 2016 - Kleinfläche
Hans-Jürgen Krone
Artikelbild Edeka strikes back
Bildquelle: Stefan Mugrauer

12 Uhr mittags in der Fußgängerzone der niedersächsischen Stadt Hildesheim. In einem neuen Shop, der schon von weitem mit seinen beschrifteten Sonnenschirmen und zahlreichen modernen Außensitzplätzen lockt, ist viel los. Der Name und die Marke klingen vertraut, und viele der Kunden greifen schon zielsicher zu den Produkten in den Kühlregalen und der Selbstbedienungs-Backtheke, obwohl erst wenige Tage zuvor Eröffnung war. Doch was sich hier so selbstverständlich präsentiert, ist in der Welt des Lebensmittel-Einzelhandels und natürlich für die Convenience-Branche eine kleine Sensation: Edeka Express. Laut dem Handelsunternehmen ist es „als Vertriebsformat für die Innenstadtlage konzipiert und bietet seinen mobilen Kunden im Hildesheimer Zentrum ein breites und vielfältiges Sortiment“, so die offizielle Verlautbarung.

Worüber wir in der Titelstory der vergangenen Ausgabe von Convenience Shop anlässlich der sich ausweitenden Kooperation von Rewe und Aral schrieben, wurde in der Folgewoche bereits Realität: Edeka schlägt zurück und testet ab sofort sein eigenes Convenience-Format mit dem Schwerpunkt Sofortverzehr und To-go: „In gewohnter Edeka-Servicequalität können die Kunden montags bis samstags von 7 bis 19 Uhr frisch zubereitete Snacks, frische Backwaren oder Obst zum Direktverzehr oder als Mitnahmeartikel für unterwegs kaufen“, so die offizielle Pressemeldung. Denn bei dem 200 qm großen Regiebetrieb in den ehemaligen Räumen eines Friseursalons handelt es sich offiziell nicht um ein Projekt der Edeka-Zentrale in Hamburg, sondern um einen Test der Edeka Minden-Hannover, einem der sieben regionalen Großhandelsbetriebe, die täglich frische Ware in die angeschlossenen Märkte liefern und sich darüber hinaus um Vertriebs- bis zu Expansionsthemen kümmern. In diesem Rahmen sehen die Verantwortlichen auch dieses Engagement.

Ein Jahr lang wurde an dem neuen Konzept von Edeka Express gearbeitet, bevor es jetzt Premiere feierte. Von der Idee her ist der Shop durchaus mit Rewe to go vergleichbar, hebt sich allerdings an der einen oder anderen Stelle auch ab. Hier steht nämlich, ähnlich wie in den SB-Backwaren-Shops die gläserne Backwaren-Selbstbedienungstheke optisch im Vordergrund: An dieser legen sich die Kunden die ausgewählten Produkte auf ihr Tablett, zahlen an der Kasse, und packen ihre Einkäufe dann selber ein oder bringen sie auf dem Teller zur Sitzgelegenheit. Die Kunden haben diese Art und Weise, sich zu versorgen, inzwischen gelernt. Das ist im Edeka Express live zu erleben.

Den Kaffee zur Backware zieht sich der Kunde im Edeka Express allerdings nicht selbst aus dem Automat, sondern bekommt ihn an der Kasse in Bedienung in eine Tasse oder als Coffee to go im Becher direkt vom Personal. Angeboten wird das beliebte Getränk in einer regionalen Variante der Kaffee-Manufaktur Hannover.


Backwaren-Schwerpunkt

Der Sortiments-Schwerpunkt kommt nicht von ungefähr. Bei der Auswahl ihrer Backwaren kann die Edeka Minden-Hannover auf die Kompetenz des schon seit den siebziger Jahren zu ihrer gehörigen Bäckerei Schäfer bauen. Auch Nanette Honsak, Filialleiterin des neuen Edeka Express, kommt ursprünglich aus den Reihen des eigenen Bäckers und trägt jetzt die Verantwortung für den Hildesheimer Shop mit seinen 60 Prozent Backwaren-Anteil im Shop. Mit dieser Kompetenz und Qualität im Rücken hat man bei der Edeka offenbar auch keine Scheu vor dem Wettbewerb, denn unmittelbar gegenüber des Express liegt ein großer Backwerk. Auch dieser hat sich nicht zufällig an diesem Standort angesiedelt, denn in der Mittagszeit, aber sicherlich auch am Morgen und am Abend passiert diesen Bereich ein Strom von Menschen, darunter viele Schüler aber auch Arbeitnehmer, die in der Stadt tätig sind und dort ihre Mittagspause verbringen. Zudem führt dieses Stück der Fußgängerzone direk t zum Hildesheimer Bahnhof. Abends allerdings ist hier wenig los, sodass der erste Edeka Express bereits um 19 Uhr schließt – eher ungewöhnlich für ein Convenience-Format und sicherlich ein Vorgehen, das sich bewähren muss.

Der Edeka Express, der mit seinen 60 Sitzplätzen auch als gastronomisches Angebot etwas deutlicher Flagge zeigt als Rewe to go, ist an dieser Stelle für die Stadt eine Chance. Offenbar ist bereits geplant, die zumindest in diesem Bereich deutlich „abgerockte“ Fußgängerzone zu sanieren und aufzuwerten. Der Shop schafft bereits jetzt mehr Aufenthalts-Qualität als bisher.

Interessante Reaktionen gab es auf den Bericht der Hildesheimer Allgemeine zur Eröffnung bei Facebook „Ich bin mal gespannt, wenn’s mir gefällt, werde ich öfter mal da sitzen. Bringt wenigstens etwas Leben in unsere triste Fußgängerzone. Sieht auf jeden Fall ansprechend aus“, so einer der Kommentare. „Ich hoffe, dass nach der Sanierung die Bernwardstrasse wieder im alten Glanz daher kommt... mit mehr guten Geschäften, Straßencafés und Restaurants zum Verweilen“, so ein anderer. Kritisch wird von dem ein oder anderen die Herbeiführung einer direkten Konkurrenzsituation zum bestehenden Anbieter bewertet. Aber insgesamt wird der neue „Tante Edeka-Laden“, wie er auch bei Facebook genannt wurde, eher in Richtung „Super, endlich was Sinnvolles was man braucht“, bewertet.

Die durchaus anspruchsvolle innere Gestaltung des Edeka Express hebt sich mit den Farben grün, grau und weiß auf den ersten Blick vom normalen Edeka-Auftritt ab. Das Unternehmen selbst betont aber: „Die Ladeneinrichtung trägt die Handschrift der Edeka. Schiefergraue Fliesen, helle Wandfarben und helle Holzmöbel sowie umweltfreundliche Kühlmöbel sorgen für eine moderne Wohlfühlatmosphäre. Die dominierende Farbe des neuen Vertriebsformates ist ein helles Grün, das sich im Logo und im Ladenbau wiederfindet.“ Die Gestaltung bedient sich vieler runder Formen, die sich auch in der halbkreisförmigen Glastheke manifestiert.

An deren Ende befindet sich der relativ kleine Kassenbereich mit Impulszone sowie einem kleinen Zigarettenregal im Hintergrund. Darüber ist eine verschlossene kleine Vitrine für Spirituosen, die es damit nur in Bedienung gibt. Dem gegenüber liegt ein Wandregal mit Süßwaren und salzigen Snacks, daneben die optisch attraktive Sitzecke mit ungewöhnlich stylischer Holz-Möblierung – ebenfalls in der Mittagspause komplett besetzt. Auf der anderen Seite der Tür, an der Glasscheibe, eine kleine Holztheke an der die Kunden per USB-Kabel sogar ihre Handys aufladen können.


Sortiment wird getestet

Auf der gleichen Seite befinden sich die gekühlten Regale für frische Convenience-Produkte aller Art sowie ein Holz-Display beispielsweise für einzelnes Obst. In der Kühlung gibt es geschnittenes Obst und Snack-Artikel zum Mitnehmen, gekühlte Trendgetränke wie Smoothies, Sushi-Variationen, Sandwiches und Salate, hier vor allem einer Edeka-Eigenmarke. Dazu eine große Auswahl von Getränken aller Art, von Alkoholfreien bis hin zu Wein, Sekt und Champagner. Laut der Verantwortlichen konnte bei der Zusammenstellung des Sortiments komplett auf bereits gelistete Produkte zurückgegriffen werden. Was an diesem Standort gut funktioniert und sich als besonders tauglich für einen solchen 200 qm-Convenience Store erweist, das muss der Hildesheimer Test ergeben. Das gilt natürlich ebenso für die Backwaren und auch für alle anderen Sortimente.

Das von der Edeka bereits erwartete Ausrufezeichen in Sachen Convenience ist damit gesetzt. Neben bestehenden Kleinflächen und dem C-Store Spar-Express verfügt sie jetzt auch über ein Shop-Konzept für City-Convenience. Bei der Edeka Minden-Hannover will und kann man sich wohl zu strategischen Fragen bezüglich der gesamten Edeka nicht äußern. Das wird die Zentrale sicherlich zu gegebener Zeit nachholen Es spricht aber viel dafür, dass eine Expansion Marke Edeka im gesamten Convenience-Markt, die angesichts der Wettbewerbssituation erwartbar ist, eher unter diesem neuen Label laufen wird.

Modern und formschön präsentiert sich der neue Edeka Express in der Fußgängerzone von Hildesheim. Viele Kunden finden sich in dem neuen Shop schon gut zurecht.

Ein komplettes Angebot für den Bedarf der Kunden ist das eine, der Shop als kommunikativer Treffpunkt das andere. Für seinen Shop setzt das Unternehmen auf kontaktstarkes und freundliches Personal und schult es entsprechend. So kann der ständige direkte Kundenkontakt zu einem positiven Faktor für die Kundenbindung werden, ein wichtiges Element in allen Convenience-Konzepten. Nur so bieten die Shops neue Lebensqualität für die Verbraucher.

Bilder zum Artikel

Bild öffnen
Bild öffnen
Bild öffnen
Bild öffnen
Bild öffnen