Veltins Optimistisch ins nächste Jahrzehnt

Die Brauerei C & A Veltins investiert insgesamt 422 Millionen Euro in eine „vollumfängliche Erneuerung“ ihres Geschäfts am Standort Grevenstein.

Freitag, 10. Januar 2020 - Sortiment
Hans Jürgen Krone
Artikelbild Optimistisch ins nächste Jahrzehnt
Bildquelle: Veltins

Insgesamt sehr positiv gestimmt, geht man bei der Brauerei C & A Veltins an die Weiterentwicklung des eigenen Unternehmens. Unverändert hoch ist dabei das Investitionstempo in technische Anlagen, in die Wettbewerbsfähigkeit und in eine bessere Energieeffizienz. Innerhalb der Investitionsoffensive 2024, in deren Verlauf über 422 Millionen Euro am Standort Grevenstein investiert werden, soll bereits bis zum Jahresende das neue Tankfeld und die zweite Verwaltung in Betrieb genommen sein. „Wir bereiten die Brauerei auf die nächste Generation vor, indem wir sie vollumfänglich erneuern“, sagt der Generalbevollmächtigte Michael Huber.

Noch in diesem Jahr beginnt der Bau der neuen Halle für die Flaschenabfüllung sowie eines neuen Logistiklagers mit 8.100 Palettenstellplätzen. Damit werden 2019 am Standort Grevenstein 42 Millonen Euro in technische Anlagen investiert. „Wir sind sehr gut im Zeitplan, und bereiten guten Mutes das kommende Jahrzehnt vor“, so Huber. Und Volker Kuhl, Geschäftsführer Marketing/Vertrieb, ergänzt: „Wir unternehmen alles, um die Premium-Positionierung auf Dauer zu zementieren“. Nur wer im Handel preiswürdig sei, besitze gastronomische Glaubwürdigkeit. Huber hebt hervor, dass das kontinuierliche Wachstum des Unternehmens deutlich über dem Wettbewerbsniveau liegt, für die erfolgreiche Privatbrauerei ein Grund zum Marktoptimismus: „Wir sind sicher, dass angesichts unserer erfreulichen Marktposition Investitionen zur Standortsicherung sehr gut angelegt sind.“ Die Kosten des Unternehmens habe man jetzt schon bis Juni 2022 im Griff und lägen beispielsweise für Gas, Strom und Malz bereits fest.

Realistische Erwartungen
Durchaus realistisch war man bei Veltins bereits darauf vorbereitet, dass es nicht wieder einen Jahrhundertsommer gibt wie 2018 und so gab der Brauereiausstoß im ersten Halbjahr um 2,1 Prozent nach. Allein in den ersten sechs Monaten verlor der nationale Biermarkt witterungsbedingt so stark wie seit Jahren nicht mehr: Rund 1,4 Millionen hl Marktvolumen seien passé – umgerechnet hätten deutschlandweit der Verkauf von 14,5 Millionen Bierkästen gefehlt. „Ein Jahrhundertsommer lässt sich nicht ausgleichen, obwohl die Welt bis Ende April noch völlig in Ordnung war“, so Kuhl. Das Biergeschäft sei im Mai und Juni deutschlandweit zweistellig eingebrochen.

Zweitstärkster Ausstoß
Positiv überrascht worden sei man bei Veltins allerdings von dem „zweitstärksten Halbjahresausstoß der Geschichte“, der an die „erfreuliche Dynamik der letzten Jahre“ angeknüpft habe. Während beim Pils das Flaschenbiergeschäft mit einem Ausstoß von 856.910 hl erwartungsgemäß um vier Prozent nachgab, legte die besonders im Convenience-Geschäft wichtige Dose, angesichts wachsender Nachfrage, um 13,2 Prozent zu. Das sei zwar eine positive Entwicklung, allerdings müsse man auch daran denken, dass die Produktion der Bierdose deutlich teurer sei als die der Flasche. Die Menge an Bier in Dosen, die alle Anbieter vor der Pfandregelung durch Minister Trittin insgesamt in Deutschland verkauft hätten, nämlich etwa 345.00 hl pro Jahr, werde aber wohl nie wieder erreicht. Trotz allen Wachstums sei man jetzt erst bei 86.000 hl. pro Jahr. Wenn das Wachstum so weiter gehe, so Huber,, könne man sich letztendlich eine realistische Menge von etwas über 200.000 hl pro Jahr aus der Dose vorstellen.

Die Marktdynamik bei Bierspezialitäten konnte Veltins nach eigenen Angaben im ersten Halbjahr für sich nutzen und mit der Marke Grevensteiner um 16 Prozent auf 126.040 hl zu wachsen. Das Grevensteiner-Sortentrio sei nach jetzt fünfjähriger Marktpräsenz in mehr als 18.000 Outlets verfügbar und besitze damit eine immer stärkere nationale Abdeckung. Ein wenig stolz ist man bei Veltins offensichtlich darauf, dass man diese weite Verbreitung ganz ohne Außendienst erreicht habe.

Ruhephase bei Biersorten
Die Marke V+ trug 185.960 hl zum Ausstoßergebnis im ersten Halbjahr bei. Laut Kuhl sind aktuell allerdings keine neuen Trends bei den Biersorten zu erkennen. Es herrsche eine „dynamische Ruhephase“. Positiv sieht man es bei Veltins, dass die Schwelle von zehn Euro für einen Kasten Marken-Bier, trotz einiger Ausreißer, nun offenbar endgültig und dauerhaft überschritten sei.

Die Erwartungen des Unternehmens und seiner Wettbewerber für die weitere Geschäftsentwicklung im Biermarkt waren nach der Einschätzung des Veltins-Generalbevollmächtigten Michael Huber für das zweiten Halbjahr 2019 bereits gedämpft. Diese scheinen sich zu bestätigen: „2019 wird für Deutschlands Brauereien zu einem verlustreichen Jahr. Eine grundsätzliche Erholung der Absatzsituation bis Jahresende ist unrealistisch, sodass der Biermarkt mit einem deutlichen Volumenverlust schließen wird“ , so Hubers Einschätzung.