Foodservice Safety first

Die Corona-Pandemie hat es gezeigt: Nur wer flexibel auf Herausforderungen reagiert, kann seinen Kunden Sicherheit und Vertrauen vermitteln. Das gilt vor allem auch für das Foodservice-Angebot in den Shops. Mehr Verpackung, ein To-Go-Sortiment und vielleicht sogar ein Lieferdienst können das Überleben sichern.

Dienstag, 22. September 2020 - Foodservice
Silke Hoyer
Artikelbild Safety first
Bildquelle: Getty Images

Mit Beginn des Frühlings steigen normalerweise nicht nur die Temperaturen, sondern auch die Umsätze von Unterwegs-Versorgern wie Kiosken und Convenience-Shops, der Food Retailer an Bahnhöfen, Flughäfen und der Bistros in Tankstellen-Stores. Denn bei schönem Wetter sind die Menschen mehr unterwegs, treffen sich draußen – und lassen es sich mit Getränke und Snacks gut gehen. In diesem Jahr jedoch war alles anders. Durch die Corona-Pandemie gingen mit steigenden Temperaturen sinkende Umsätze einher. Viele gingen ins Homeoffice, Schulen schlossen, Geschäftsreisen wurden eingestellt, Berufspendler gingen den Tankstellen verloren. Das Geschäft mit Foodservice in C-Stores, an Tankstellen, Bahnhöfen, Flughäfen und in anderen Outlets an Hochfrequenzstandorten brach massiv weg.

Die Betreiber kämpften teilweise sogar ums Überleben und mussten sich täglich neuen Herausforderungen stellen. „Mein Frühstücksgeschäft ist vollständig eingebrochen. Statt viermal am Tag backe ich seit Mitte März nur noch einmal am Tag Brötchen und Croissants. Abends kann ich froh sein, wenn ich selbst die wenigen Teile verkauft habe. Das war mal anders. Auch von frischem Kaffee, der vorher sehr guten Absatz fand, verkaufe ich jetzt nur noch eine Kanne pro Tag. Die Kunden, die sich morgens auf dem Weg zur Arbeit oder zur Schule bei mir eingedeckt haben, bleiben jetzt zuhause“, berichtet ein Kiosk-Besitzer aus Köln beispielhaft für Viele.

Alles an einem Ort
Doch die Betreiber haben die Ärmel hochgekrempelt und sich einiges einfallen lassen: um Sicherheit zu demonstrieren, alte Kunden zurückzugewinnen und neue zu finden. So wurden an den Kassen Plexiglasscheiben installiert, auf dem Fußboden die einzuhaltenden Abstände mit Klebeband markiert, für Mitarbeiter Handschuhe, für die Kunden Desinfektionsmittel bereitgestellt. Es wurden Schilder aufgestellt, wie viele Kunden sich gleichzeitig im Geschäft aufhalten durften. Hygiene-Sicherheit, erzeugte Vertrauen beim Kunden. Denn hier lag die Stärke der Branche und auch die Chance, die Krise für sich zu nutzen. Kein Wunder also, dass in diesen Zeiten viele Verbraucher C-Stores für sich entdeckt haben, um sich mit Lebensmitteln zu versorgen. Brot, Aufschnitt, Konserven wurden oft lieber hier eingekauft als im Supermarkt, wo sich bei der größeren Anzahl von Menschen schon mal die Abstandsregeln nicht einhalten lassen. Das hat sich auch der Großhändler MCS zunutze gemacht und unterstützte Abnehmer wie Tankstellen während des Lockdowns durch die Initiative „#allesan einem Ort“. Mit Hilfe von kleinen Videos wird den Shop-Kunden anschaulich demonstriert, dass in der Tankstelle schnell und mit wenig Menschenkontakten die wichtigsten Einkäufe getätigt werden können. Die Food-Service-Betreiber können sich aber auch weiterhin das durch die Pandemie veränderte Urlaubsverhalten der Deutschen zunutze machen, die lieber im Garten bleiben oder sich in heimischen Gefilden an der Nordsee oder im Schwarzwald erholen. Vor allem Tankstellen-Shops können in dieser Zeit von Urlaubern und Reisenden profitieren. Denn das Verkehrsaufkommen steigt und die Bereitschaft zu spontanen Käufen aufgrund langer Autofahrten zum Reiseziel oder zu spontanen Grillfesten zuhause wächst.

Um die Urlauber bestmöglich zu erreichen und gezielt auf Sommer- und Urlaubsangebote aufmerksam zu machen, unterstützt MCS seine Kunden auch hier: mit individuellen Werbeangeboten, speziell für diesen besonderen Sommer. Unter dem Motto „So schmeckt der Sommer“ und „Sommer zuhause“ hat der Convenience-Großhändler viele Social Media Templates und Bildschirmvideos für Multimediazapfsäulen und Monitore am PoS zu verschiedenen Produktgruppen erstellt, um Urlauber bestenfalls schon vor dem Betreten des Shops auf das vielfältige Angebot aufmerksam zu machen.

Die Sortimente wurden nach dem Lockdown gestrafft
Aber auch bei den Sortimenten haben die Food-Service-Betreiber reagiert. Sie beschränkten ihr Angebot auf so genannte Schnelldreher wie beispielsweise Getränke. In der akuten Situation war es darüber hinaus lohnenswert, das Angebot an Nahversorgungs-Produkten wie Toilettenpapier und Nudeln auszubauen. Andere Produkte wurden vorübergehend in geringerer Menge oder gar nicht angeboten. „Wir haben in den ersten Wochen nach dem Lockdown schnell auf die niedrigen Frequenzen reagiert, indem wir das Sortiment etwas gestrafft haben. Dadurch konnten wir Food-Waste minimieren und unser Angebot an die niedrige Nachfrage anpassen“, berichtet Ditsch, Anbieter von Backwaren und Foodservice-Produkten an Bahnhöfen und Flughäfen. Ein weiterer Ansatz, die Ertrags-Kosten-Situation mit Blick auf das Sortiment zu verbessern, bestand darin, verstärkt preisalternative Produkte anzubieten. Diese sind nicht so bekannt wie Top-Marken, glänzen dafür aber mit guten Margen. Auch hier kommt MCS den Betreibern zur Hilfe. Zur Unterstützung bei der Sortiments-Optimierung, aber auch um den Kontakt zu den Shop-Betreibern zu halten, hat das Unternehmen verschiedene Video-Serien konzipiert. „Dabei ist das Konzept des MCS-Shop-Betreibers entstanden: Er hilft den Shop-Betreibern dabei, ihr Sortiment zu optimieren und auszubauen. In kurzen Videos werden neue Produkte vorgestellt. Dadurch wurde der Außendienst entlastet, der gerade in der heißen Corona-Phase nicht regelmäßig zum Kunden fahren durfte“, sagt Torsten Eichinger, Geschäftsführer der MCS. Außerdem hat MCS die Social-Media-Vorlagen speziell ausgebaut und thematisch angepasst. „So war es den Shop-Betreibern möglich, die Kunden auch außerhalb des Shops auf ihr Angebot aufmerksam zu machen. Da das Bistro-Geschäft in der akuten Phase ziemlich gelitten hat, stellten wir beispielsweise spezielle digitale Werbemittel zur Verfügung, um anlassbezogen auf das Backwarengeschäft aufmerksam zu machen. Angefangen von Hinweisen auf sonntägliche Angebote, Backwarenvorbestellungen bis zum ‚Grillen daheim‘ wurden und werden Bildmaterial oder Video-Vorlagen zur Verfügung gestellt, um das Backwarengeschäft wieder anzukurbeln.“

Verpackte Ware ist gefragt
Die hohe Sensibilität und das großes Sicherheitsverlangen bei den Verbrauchern spiegeln sich auch bei den Verpackungen wider. Während vor der Pandemie auch hier zu Lande gern auch „auf die Hand“ gekauft wurde, werden heute stärker industriell und hochwertig verpackte Lebensmittel nachgefragt. Rikus Kolster, Deutschland-Geschäftsführer bei Lekkerland, stellt fest: „Offenbar haben die Verbraucher mit Blick auf Ansteckungsrisiken mehr Vertrauen in verpackte Ware. Wir bieten daher den Shop-Betreibern ein Sortiment an Lebensmittelverpackungen an, mit denen sie Snacks hygienisch verpackt dem Verbraucher präsentieren und überreichen können.“

Auch der Kaffeeanbieter Segafredo glaubt, dass bei den Kunden zurzeit Hygiene vor dem Umweltgedanken steht: „Segafredo-Zusatzprodukte wie Schokomandeln, Kekse, Schokolade, Zucker, Sahne werden einzeln verpackt. Außerdem stellen viele Franchisenehmer auf das To-go-Geschäft um und verkaufen Kaffee in To-go-Bechern“, sagt Michaela Schwaiger von Segafredo. Doch natürlich gibt es auch die Option, Take-away in Mehrwegverpackungen anzubieten. Weckgläser oder Edelstahl-Gefäße sind perfekt geeignet und bereits erfolgreich im Einsatz.

Eine weitere Stellschraube, vor allem an Flughäfen, Bahnhöfen und Tankstellen, ist, den Kunden schnell zu bedienen. „Reisende wollen schnell einkaufen. Sie bedienen sich daher lieber selbst, als sich in eine Schlange zu stellen, um einen Snack zum Mitnehmen zu erhalten. Es ist daher hilfreich, wenn entsprechende Produkte im Shop auch in Selbstbedienung angeboten werden. Lekkerland führt beispielsweise mit seiner Eigenmarke Go Fresh vorverpackte Sandwiches, Salate und Wraps im Sortiment“, sagt Kloster.

Aber auch an ihren eigenen Prozessen haben die Shop-Betreiber gearbeitet. Hier unterstützt beispielsweise der Ladenbauer Aichinger zusammen mit Shop-IQ seine Partnerunternehmen in verschiedenen Größenordnungen, um die Prozesse in den Shops und Bistros an die neuen Anforderungen anzupassen. Zusätzlich steuert Shop-IQ die Geräte und optimiert dadurch den Energieverbrauch. Digital Signage übernimmt die Steuerung der Preisauszeichnung und der Monitore. Damit werde der Absatz forciert und gleichzeitig Food-Waste reduziert.

Flexibilität ist aktuell überlebenswichtig
All diese Maßnahmen haben das Potenzial, die Pandemie zu überdauern. Denn was in Krisenzeiten Erfolg verspricht, kann auch an guten Tagen nicht schlecht sein. Und noch etwas haben die Convenience-Shop-Betreiber gelernt: Flexibilität ist überlebenswichtig, da es auch in Zukunft immer wieder Krisen geben wird. Zwar kann man sich nicht auf etwas im Detail vorbereiten, von dem man noch gar nicht wissen kann, was es ist, aber man kann sich darauf vorbereiten, schnell zu reagieren und flexibel zu sein. Dazu müssen die Sortimente und Angebotsformen flexibel und spezifisch sein: nach Tageszeit, Wochentag und Saison, oder auch für den Verzehr vor Ort oder To-go. Denn der Konsument wird nach Krisen nur denjenigen treu bleiben, denen er meint, vertrauen zu können. Die ihm Sicherheit bieten: sowohl Hygiene-Sicherheit als auch Zuverlässigkeit bei der Verfügbarkeit von Produkten-und der Stabilität der Preise.