Nutzfahrzeuge „Die Zukunft liegt im Wasserstoff“

Leichte und schwere Nutzfahrzeuge mit dieser Antriebstechnologie haben Elektrofahrzeugen neben anderen Vorteilen eine hohe Zeitersparnis beim Betanken voraus.

Montag, 16. Mai 2022 - Technik
Thomas Klaus
Artikelbild „Die Zukunft liegt im Wasserstoff“
Bildquelle: Plum

Der Ingenieur Dr. Sascha Pfeifer ist sich sicher: „Die Zukunft der Nutzfahrzeuge liegt im Wasserstoff.“ Das begründet der Leiter des Fachgebietes Transportpolitik im Verband der Automobilindustrie, VDA, auch mit großer Zeitersparnis im Vergleich zu den immer beliebter werdenden Elektrofahrzeugen: „Im Gegensatz zu derzeitigen batterieelektrischen Antrieben können wasserstoffbetriebene Nutzfahrzeuge schnell betankt werden. Sie haben nur unwesentlich längere Standzeiten an der Tanksäule als konventionell betriebene Nutzfahrzeuge“, also von drei bis fünf Minuten. Außerdem könnten diese Fahrzeuge auch kraftvoll beschleunigen und hätten dabei relativ hohe Reichweiten. Zum Beispiel bringen es die leichten Nutzfahrzeuge E-Expert von Peugeot, E-Jumpy Hydrogen von Citroen und Vivaro-E Hydrogen von Opel auf immerhin jeweils mehr als 400 Kilometer. Übrigens sind alle drei Fahrzeuge so konzipiert, dass durch die Wasserstoff-Nutzung weder das Ladevolumen noch die Nutzlast eingeschränkt werden.

300 Wasserstoff-Tankstellen im Jahr 2030
Sascha Pfeifer informiert weiter: „Wasserstoff ist in großen Mengen speicherbar und lässt sich aus Erneuerbaren Energien erzeugen.“ Es handele sich dabei um eine „optimale Kombination für CO2-neutrale Mobilität“. Was jetzt noch fehle, ergänzt der VDA-Experte, sei die Infrastruktur: Mehr geeignete Tankstellen müssten her. Immerhin werde aber an dieser Stelle bereits von Seiten der Betreiber auf das Gaspedal gedrückt, zeigen sich Branchenvertreter überzeugt: Nach Angaben der H2 Mobility Deutschland GmbH, Deutschlands führender Wasserstoff-Tankstellenbetreiberin, bestanden im April 2022 in Deutschland 93 Wasserstoff-Tankstellen. Im April 2020 waren es noch 79; drei Jahre zuvor wurden erst 22 gezählt. Geschäftsführer Nikolas Iwan hält das für einen Meilenstein: „Unser erstes Ziel einer weit gehenden Flächenabdeckung in sieben deutschen Ballungszentren sowie entlang der verbindenden Fernstraßen und Autobahnen ist erreicht.“ Das nächste Etappenziel: Bis 2030 sollen es dreihundert Stationen sein.

Das Potenzial der Brennstoffzellen
Wasserstoff kann als Kraftstoff für einen Verbrennungsmotor oder als Energieträger in einer Brennstoffzelle verwendet werden. Steffen Stumpp ist bei der Unternehmensberatung Berylls für Nutzfahrzeuge zuständig. Er geht davon aus, dass sich die Brennstoffzellen-Variante durchsetzen wird. Der Wirkungsgrad sei besser und es würden keine Stickoxide ausgestoßen. So entfalle auch die Abgasnachbehandlung. Ähnlich wie Sascha Pfeifer ist auch Stumpp von den Potenzialen überzeugt, die im Wasserstoff stecken. Das Förderprogramm des Bundesverkehrsministeriums für klimafreundliche Nutzfahrzeuge lobt der Deutsche Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verband, DWV mit den Worten: „Ein wichtiger Schritt zu einer Wasserstoff-getriebenen Mobilität, ohne die die Mobilitätswende nicht gelingen kann“. Ziel von Förderprogramm und „Richtlinie zur Förderung von Nutzfahrzeugen mit alternativen, klimaschonenden Antrieben und dazugehöriger Tank- und Ladeinfrastruktur“ ist es, Nutzfahrzeuge mit klimaschonenden Antrieben schnellstmöglich ökonomisch konkurrenzfähig zu konventionellen Fahrzeugen werden zu lassen. Gefördert wird die Anschaffung von Nutzfahrzeugen, Sonderfahrzeugen und umgerüsteten Dieselfahrzeugen mit Batterie und Brennstoffzelle sowie Plug-In-Hybriden und hybriden Oberleitungsantrieben. Zudem gibt es Geld vom Staat, wenn Tank- und Ladeinfrastruktur beschafft oder Machbarkeitsstudien in Auftrag gegeben werden. Bei der Fahrzeuganschaffung werden 80 Prozent der Ausgaben übernommen.
Für die Infrastruktur bei Wasserstoff sind 80 Prozent der Gesamtausgaben förderungswürdig. Für Machbarkeitsstudien können Zuschüsse von 50 Prozent fließen.