Nutzfahrzeuge Viel Stoff zum Nachdenken

Erdgasfahrzeuge, Leasing, Carsharing – Convenience Shop gibt Orientierungshilfe in Sachen Nutzfahrzeuge.

Freitag, 07. September 2018 - Industrie
Thomas Klaus
Artikelbild Viel Stoff zum Nachdenken
Bildquelle: Zukunft Erdgas, Gettyimages

„Nutzfahrzeuge“ – ein Stichwort, das den verantwortlichen von Convenience-Stores Schweißtropfen auf die Stirn treiben kann. Denn die Verunsicherung insbesondere zu der Frage, ob weiterhin oder künftig ein Dieselfahrzeug genutzt werden sollte, ist nach wie vor sehr groß.

Vieles bleibt bei diesem Thema in der Schwebe. Daran hat auch das Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes in Leipzig nichts geändert. Danach können Kommunen grundsätzlich Fahrverbote für ältere Dieselautos verhängen, sobald die Luft zu stark mit Stickoxiden belastet ist. Unterdessen lässt eine Rechts- und Planungssicherheit als Grundlage für verbindliche Investitionsentscheidungen bei Nutzfahrzeugen nach wie vor auf sich warten, und Diesel-Fahrzeuge werden immer häufiger zu Ladenhütern.

Kein großer Durchbruch bei Elektrofahrzeugen

Nach Angaben des Zentralverbandes Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) betrifft das nicht nur Euro-4-Diesel und schlechter eingestufte Modelle. Auch für Euro-5-Diesel müssen die Autohändler die Preise um bis zu 50 Prozent senken. Mehr als ein Drittel der Unternehmer sieht laut ZDK sogar erhebliche Schwierigkeiten beim Verkauf von Diesel-Fahrzeugen, die nicht den aktuellen Normen 6d oder 6d-temp Genüge tun.

Als Alternative werden von der Politik in erster Linie und am lautstärksten Elektrofahrzeuge propagiert und auch finanziell gefördert. Der große Durchbruch ist allerdings trotz aller Bemühungen bisher ausgeblieben. So gingen beim zuständigen Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) zwei Jahre nach Einführung der Kaufprämie bis Ende Juni 2018 lediglich 66.029 Anträge ein, von denen 38.146 reine Elektrofahrzeuge betrafen.

Der Rest waren, von 17 Autos mit einer Brennstoffzelle abgesehen, Plug-in-Hybride. Also jene Kraftfahrzeuge, deren Akkus sowohl über das Stromnetz als auch über den Verbrennungsmotor geladen werden können. Jedenfalls wurden von den verfügbaren Mitteln erst 100 Mio. Euro verbraucht; das ist ein Sechstel der Fördersumme. Als größte Hemmschuhe erweisen sich nach wie vor das dünne Netz an Ladestationen und die relativ geringe Reichweite der Fahrzeuge.

Mehr Flexibilität erforderlich

Wer weder auf Benzin noch auf Diesel setzen will, aber Elektrofahrzeuge ebenso wenig als das Nonplusultra betrachtet, landet schnell bei Erdgasfahrzeugen. Erdgas, auch Compressed Natural Gas (CNG) genannt, hat in den vergangenen Monaten wieder deutlich an Fahrt gewonnen. Das Kraftfahrt-Bundesamt meldet satte 430 Prozent mehr Zulassungen im ersten Quartal, im Vergleich zum Vorjahr. Und von VW heißt es, zur Jahresmitte 2018 habe man so viele Erdgasfahrzeuge verkauft wie im Gesamtjahr 2017. Doch ungefähr 100.000 Erdgasfahrzeuge bleiben eine sehr überschaubare Größe.

Antriebsart Erdgas: Hoffnungsvolle Signale

Aus Sicht der Umwelt ist die steigende Nachfrage sicherlich eine frohe Kunde. Denn Erdgas gilt als umweltfreundlichster aller fossilen Kraftstoffe. Und das hat verschiedene Gründe: Erdgasautos verursachen im Vergleich zu Benzinern rund ein Viertel weniger CO2 und etwa zwei Drittel weniger Stickoxid. Außerdem stoßen sie nahezu keinen Feinstaub aus. Ferner spricht für Erdgas, dass es auch synthetisch hergestellt wird, zum Beispiel aus landwirtschaftlichen Abfällen unter Einsatz von überschüssigem Strom aus Windkraftparks.

Der Staat fördert diese ökologischen Vorteile durch eine reduzierte Energiesteuer, die noch mindestens bis Ende 2026 gilt. Für an Erdgasantrieb-Interessierte gut zu wissen: Der Erdgaspreis unterscheidet sich zwar kaum von Benzin oder Diesel. Aber er bezieht sich auf die Menge ein Kilogramm, in der etwa 50 Prozent mehr Energie steckt als in einem Liter Benzin. Folglich bekommt man die adäquate Energiemenge bei Erdgas bereits für knapp 65 Cent.

Ladevolumen ist nicht eingeschränkt

Übrigens werden Erdgastanks möglichst unterflurig angebracht. Deshalb wird das Ladevolumen nicht eingeschränkt. Unberechtigt ist ebenfalls die Sorge vor explodierenden Gasflaschen. CNG-Behälter bestehen nämlich aus gasdichtem Kunststoff. Durch ein Gemisch aus Kohle- und Glasfaser erweisen sie sich bei hohem Druck als extrem stabil.

Der Haken bei Erdgasfahrzeugen: Das Tankstellennetz ist eher dünn und umfasst rund 900 Stellen. Eine gemeinsame Initiative von Gasanbietern und Autoindustrie will dafür sorgen, dass die Zahl der Tankstellen bis 2025 auf 2.000 wächst. Die Zahl der Fahrzeughersteller ist gleichermaßen ausbaubedürftig, weil bisher lediglich der VW-Konzern, Fiat und Opel Flagge zeigen. Aber bestimmte Signale stimmen hoffnungsvoll. So hat der VW-Konzern zugesichert, dass alle neuen Autos der Marken VW, Audi, Skoda und Seat auch mit Erdgasantrieb angeboten werden. Und Ford möchte im Herbst einen Prototypen vorstellen.

„Fahrzeuge zum Teilen“ auch für Firmen

Die Wahl des Antriebs wird also nicht einfacher. In Zeiten wie diesen, in denen die Verunsicherung über die am meisten geeignete Antriebsart zu schaffen macht, können Fahrzeugleasing und das Carsharing Unternehmern mehr erforderliche Flexibilität bringen.

Was sich im privaten Bereich schon millionenfach vor allem in Großstädten und Metropolen bewährt hat, könnte auch für Unternehmen interessant sein: Das sogenannte Corporate Carsharing soll sich im Aufwind befinden. Der Carsharing-Anbieter Cambio zum Beispiel meldet für 2017 eine um elf Prozent gestiegene Quote in diesem Segment. Allerdings dürfen dann keine besonderen Ansprüche an die Ausstattung gestellt werden. Anders sieht es bei standardmäßig ausgestatteten Fahrzeugen aus, die auf Kurzstrecken oder immer gleichen Routen unterwegs sind. Aber auch diese Varianten müssen gut überlegt und genau auf die Bedürfnisse abgestimmt sein. Der Bereich Nutzfahrzeuge liefert also eine Menge Stoff zum Nachdenken.