Foodservice Edeka greift an

Was lange erwartet worden war, wird jetzt umgesetzt: Edeka Foodservice wird mit einer Vereinheitlichung ihrer Logistik zum ernst zu nehmenden Partner für nationale Belieferung im Convenience-Geschäft. Eine neue Ausgangslage für den gesamten Markt.

Montag, 04. Juni 2018 - Industrie
Hans-Jürgen Krone
Artikelbild Edeka greift an

Nun ist es also soweit: Die Edeka stellt das Großhandelsgeschäft für die Belieferung von Großverbrauchern neu auf. Dafür wird das nationale Zustellgeschäft in der deutschlandweit agierenden Gesellschaft Edeka Foodservice gebündelt. „Zielsetzung ist es, eine effiziente deutschlandweite Versorgung aller überregionalen und nationalen Kunden im Großverbraucher- und Gastro-Zustellgeschäft aus einer Hand zu gewährleisten“, teilte das Unternehmen im Rahmen einer Pressemeldung mit, die während der Uniti-Tankstellenmesse in Stuttgart bekannt wurde.

Zwar war in der Mitteilung vor allem davon die Rede, dass „Kunden aus der Hotellerie, der Gastronomie und der Gemeinschaftsverpflegung“ davon profitieren. Klar ist aber, dass mit diesem Schritt künftig auch die bundesweite Belieferung der Shops großer Mineralölgesellschaften problemlos möglich werden wird. Darüber hinaus kann durch die Integration des regionale Zustell- und Abholgeschäft von C+C der Edeka-Regionen Minden-Hannover, Südwest und Nordbayern-Sachsen-Thüringen in das Unternehmen auch die Belieferung kleinerer und mittlerer Akteure im Convenience-Markt verbessert werden. Das neu strukturierte Unternehmen hat seinen Sitz in Offenburg, wo auch die Verwaltung angesiedelt ist. Logistik und Vertrieb werden zukünftig aus Minden gesteuert. Die Steuerung des Tankstellen- und Convenience-Geschäfts wird weiterhin durch die bestehenden Ansprechpartner in Hamburg organisiert.

Mit der Neuaufstellung verbunden seien deutliche Investitionen in Logistik, IT, Sortimente und Services, teilt Edeka mit. „Die Optimierung des Logistiknetzes ermöglicht mehr Nähe zum Kunden und kürzere Lieferwege. National einheitliche, moderne IT-Systeme werden den Bestellprozess erheblich vereinfachen. Alle Kunden erhalten Zugriff auf ein umfangreiches und vielfältiges Kernsortiment, ergänzt durch regionale Highlights aus allen Sortimentsbereichen.“ Für die Beratung gelte der Anspruch, individuelle Lösungen zu entwickeln: von Services über digitale Leistungen bis hin zu innovativen Vertriebskonzepten zwischen Handel und Gastronomie.

Zentrale forciert die Entwicklung

Hinter dem, was als einfache Meldung daherkommt, steckt in Wahrheit viel mehr. Tut sich doch das stark von den Regionen geprägte Unternehmen Edeka immer schwer mit Entscheidungen, Dinge zentral aufzustellen. Es ist daher auch kaum daran zu zweifeln, dass diese Entwicklung aus der Edeka-Zentrale heraus forciert wurde. Im Convenience-Markt war eine solche Entwicklung schon seit längerer Zeit erwartet worden. Schließlich ist Wettbewerber Rewe dabei, sich auf der Basis der zentralen Vereinbarung mit Tankstellen-Marktführer Aral, einen entscheidenden Vorteil in diesen Vertriebskanal zu erarbeiten. Auch wenn aus dem Markt heraus immer wieder zu hören ist, dass sich der Kölner Wettbewerber aktuell mit der Belieferung der Convenience-Shops nicht leicht tut und offenbar Probleme dabei hat, in allen Regionen bei allen Sortimenten komplett lieferfähig zu sein, macht es keinen Sinn, dass die Edeka so lange wartet, bis der Wettbewerber aus neuen Strukturen heraus auch im Convenience-Markt alles perfekt abwickeln kann. Das hat man jetzt offenbar erkannt.


Wettbewerber sitzen fest im Sattel

Schnellschüsse sind trotzdem nicht zu erwarten. Marktführer Lekkerland hat zum Teil längerfristige Verträge mit großen Playern im Markt und wird seine Position, vor allem mit starker konzeptioneller Unterstützung seiner Handelspartner, sicherlich nicht kampflos preisgeben. Und auch die MCS mit ihren Regionen hat sich mit Marktkenntnis, Liefer-Flexibilität und pragmatischen konzeptionellen Ideen eine gute nationale Aufstellung erarbeitet Dennoch werden die Frechener und Offenburger mit gewisser Sorge auf den Wettbewerber schauen. Denn Edeka Foodservice kann natürlich auf dem Gebiet der gastronomischen Entwicklung, auf die beispielsweise auch die Frechener bei der Weiterentwicklung der Convenience-Konzepte in starkem Maße setzen, eine starke Kernkompetenz vorweisen.

Natürlich wissen die Edekaner, dass trotz aller Gastro-Euphorie in den Convenience-Shops das klassische Sortiment nicht zu vernachlässigen ist und können sicherlich dort auf Augenhöhe agieren. Auch in den Regionen des Unternehmens gibt es durchaus viel Erfahrung mit der Shop-Belieferung, nicht zuletzt bei der Mios in Minden, die schon vor mehr als 20 Jahren begann, das Convenience-Geschäft zu forcieren. Kein Wunder also, dass sie es auch war, die mit dem Test ihres Edeka Express in Hildesheim im vergangenen Jahr für Aufsehen in der Branche sorgte.

Ob die Edeka allerdings im Stil von Rewe- to-go künftig auch im großen Stil als Shop-Marke vertreten sein wird, lässt sich derzeit noch nicht sagen. Der Name Edeka beinhalte ein besonderes Qualitätsversprechen, das gerade von kleineren Shops nicht leicht zu erfüllen sei, ist aus dem Unternehmen zu hören. Nur wenn die Aktivitäten auch in diesem Sinne auf die Marke einzahlten, könne eine solche Strategie möglich sein. Aber auch hier kann der Wettbewerb die Dinge forcieren, denn in einer Situation, in der es aus der Sicht des Bundeskartellamtes kaum noch möglich sein wird, dass Edeka und Rewe die Zahl ihrer Supermärkte erhöhen, könnte der Rewe-to-go an geplanten 800 Aral-Tankstellen die Marke durchaus weiter positiv aufladen. Es ist schwer vorstellbar, dass Edeka dabei einfach nur zusehen will. Vielleicht wartet man auch noch ab, ob Rewe und Aral die Pläne wirklich komplett und erfolgreich umsetzen. Bei aller Signalwirkung müssen sich die Aktivitäten der Handelsunternehmen im Convenience-Markt letztendlich ja auch rechnen.

Einstweilen hat die Edeka auch ihre Marke Spar Express, die an Jet-Tankstellen und im Travel-Retail solide vertreten ist. Mit ihr kann von Luke-Kiosken am Bahnhofs-Gleis bis hin zu 350 qm-Shops alles abgedeckt und vieles probiert werden. Allein am Standort Hauptbahnhof Hamburg öffnet jetzt schon der siebte Spar Express-Shop. Die weltweit bekannte Marke Spar hat in Deutschland seit der Schließung bzw. Umfirmierung der Spar-Supermärkte sicherlich an Bekanntheit verloren. Auch wenn die Tanne jungen Leuten wohl nicht mehr so viel sagt - als Shop im Travel-Bereich genießt sie mit mehr als 90 Prozent einen hohen Bekanntheitsgrad, haben die Hamburger festgestellt.

Erst einmal müssen sich aber die Edekaner darauf konzentrieren, die neuen Strukturen nach dem Motto, „fünf Regionen, ein Kooperationspartner“ erfolgreich im Markt zu implementieren. Das Unternehmen weiß, dass die Kunden jetzt in der Logistik Verlässlichkeit, Einheitlichkeit und Schnelligkeit und auf der Sortiments-Seite schnelle, schlagfertige Listungen erwarten. Das neue Unternehmen hat seinen Sitz in Offenburg, wo auch die Verwaltung angesiedelt ist. Logistik und Vertrieb werden künftig aus Minden gesteuert.

Insgesamt wird Edeka Foodservice damit „deutlich gestärkt, zukunftsfähig aufgestellt und insbesondere im Zustellgeschäft auf weiteres Wachstum ausgerichtet“, ist das Unternehmen überzeugt. Bevor weitere große konzeptionelle Schritte getan werden, wird der Edeka Foodservice diese Wachstumsmöglichkeiten erst einmal nach innen und nach außen gewohnt pragmatisch als nachweislich erreichbares Ziel präsentieren müssen.

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Auf der Uniti-Messe in Stuttgart präsentierte der Großhändler den Tankstellen-Kunden seine aktuellen Konzepte für die Shops.
Bild öffnen
Bild öffnen