Großhandel Das Ringen um den Markt

Der Wettbewerb der beiden großen Lebensmittel-Einzelhändler Edeka und Rewe kommt mit dem Rewe Lekkerland-Deal endgültig im Convenience-Markt an. Denn längst ist Edeka beispielsweise mit seiner Foodservice-Unit dort aktiv. Der kleinere Wettbewerber MCS wird sich offensichtlich auch weiterhin seinen eigenen Weg suchen.

Mittwoch, 25. März 2020 - Großhandel
Hans Jürgen Krone

Wenn Torsten Eichinger, Chef des Großhändlers MCS, im Exklusiv-Interview mit Convenience Shop das Jahr 2019 im Rückblick ein spannendes Jahr nennt, dann tut er das natürlich vor allem wegen des Kaufs von Lekkerland durch Rewe. Diese Entwicklung sorgt dafür, dass sich die MCS in diesem sehr speziellen Geschäft des Convenience-Großhandels künftig den beiden Großen im deutschen Einzelhandels, in Form ihrer Convenience-Business-Units, gegenüber sieht. Denn auch die Edeka verstärkt, unauffälliger aber dennoch ihre Aktivitäten in diesem Geschäft.

Die Doppelstrategie
Ob Edeka oder Rewe, beide Unternehmen sind im Grunde in diesem Markt mit einer Doppelstrategie unterwegs. Sie beliefern einerseits die Convenience-Händler mit Ware: Rewe künftig über Lekkerland und die Edeka über Edeka C+C Großmarkt GmbH. Erst Anfang 2018 hatten die Hamburger die Belieferung der Star-Tankstellen-Shops neu für sich gewinnen können und damit ein Ausrufezeichen gesetzt. Andererseits werden die Handelsunternehmen verstärkt selber wohl auch als Betreiber von Convenience-Formaten aktiv. Bei Rewe ist das derzeit vor allem Rewe To-go an Aral-Tankstellen, in Bahnhöfen und Innenstädten. Dazu kommt Rewe City.

Aktuell wird außerdem über einen Ausbau unter der neuen Marke Rewe Express spekuliert. Laut einem Bericht des Supermarktblog haben sich die Kölner entsprechende Namens- und Logorechte schützen lassen. „Mit dem Zusammenschluss der Rewe Group und Lekkerland wollen wir den neuen strategischen Geschäftsbereich Convenience innerhalb der Rewe Group gründen. Insofern ist es perspektivisch sinnvoll und naheliegend, Wort- und Bildmarken, die für Convenience stehen, vorausschauend für die Rewe Group bezüglich der gängigen Warenklassen des Lebensmittelhandels zu schützen beziehungsweise langfristig zu sichern“, zitiert der Supermarktblog das Unternehmen (aus seiner Antwort zu diesem Thema). Ganz so provisorisch, wie das klingen mag, sei das aber womöglich nicht, unterstreicht Supermarktblog. Immerhin habe sich Rewe hier bereits die Mühe gemacht, dem potenziellen Ableger beispielsweise ein eigenes Logo samt neuer Farbwelt zu spendieren.

Edeka mit Spar Express und mehr
Bei Edeka ist es schließlich auch das Convenience-Konzept Spar Express, das mit verschieden Partnern bisher auf etwa 470 Standorte in Deutschland kommt. „Egal, ob Sie einen Shop am Flughafen, an der Tankstelle, im Bahnhof, in der Innenstadt, im Hotel oder im Einkaufszentrum eröffnen wollen, Spar Express ist das richtige Konzept für hochfrequente Standorte“ wirbt das Unternehmen online für sein Konzept. Im November machte es mit der Eröffnung eines Spar Express als Ersatz für einen Edeka-Laden an der Universität in Chemnitz von sich reden. Dazu kommen in der Edeka Welt die südlichen Standorte von Edeka Xpress, vor allem ungebaute ehemalige Tengelmann-Läden, und die Edeka Express-Shops im Norden.

Das harte Ringen der beiden Wettbewerber ist jetzt im Convenience-Markt angekommen. Dort könnte es 2020 noch dadurch verschärft werden, dass sich auch die Discounter langsam aber sicher auf das Geschäft von Convenience-Flächen eingrooven. Wenn die Kunden solche Flächen wollen, werden auch die Discounter mitziehen, daran besteht kein Zweifel.

Wie genau jedenfalls die Rewe das Geschäft der Lekkerländer für sich nutzbar machen will, kann derzeit wohl noch niemand sagen. Logistik spielt sicher eine Rolle. Es ist verständlich, dass die Rewe, solange man noch auf das so genannte Closing hinarbeitet, nichts kommunizieren will, wie ein Sprecher gegenüber CS betonte: „Für die Rewe Group ist das die weitaus größte Akquisition in den vergangenen zwei Jahrzehnten; wir werden zum Großhändler im Bereich Convenience. Für Lekkerland ist das ebenfalls eine weitreichende Veränderung, die mit dem Eigentümerwechsel einher geht – auch wenn, wie wir bereits beim Signing mitgeteilt hatten, Lekkerland als Organisation ebenso erhalten wird wie die Zentrale in Frechen“, so das Unternehmen. Selbstverständlich gebe es auch noch zu klärende Fragen und offene Punkte. Wenn man hier durch sei, müsse man natürlich erst einmal mit der internen Kommunikation beginnen, „die Management-Teams und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über die vor uns liegende Arbeit informieren. Das ist doch schon eine Frage des Respekts und der Wertschätzung der eigenen Mitarbeiter“, so die Rewe dazu abschließend.

Eine gewisse Unruhe ist spürbar
Nicht verhindern lässt sich dennoch, das bei den Kunden eine gewisse Unruhe herrscht, das nimmt auch MCS-Geschäftsführer Eichinger wahr. Es gibt Sorgen, wie die Rewe ihre steigende Marktmacht künftig einsetzt und ob das Convenience-Geschäft mit seinen Besonderheiten im Konzern künftig entsprechende Relevanz hat. „In diesem Markt müssen die Menschen vor Ort mitgenommen werden“, sagt Eichinger im Interview mit CS und trifft damit wohl den Kern der Bedenken, die viele haben, nämlich dass der Convenience-Markt als Peoples Business und in seiner Besonderheit unterschätzt wird.

Dabei ist es eher unwahrscheinlich, dass es zu schnellen deutlichen Veränderungen bei Lekkerland kommt. Angesichts der Größe der Investition ist der Rewe mit Sicherheit daran gelegen, dass die Kundenbasis ruhig bleibt. Gleichzeitig arbeitet Edeka daran, die Dominanz des Wettbewerbers zumindest einzuschränken. Christian Meckel, Geschäftsführer Edeka C+C, der intern bei seinen Convenience-Ausbauplänen dem Vernehmen nach bisher immer sehr vorsichtig vorging, könnte jetzt mehr Unterstützung bekommen. Bisher hatte so mancher Edeka-Top-Entscheider diesen Markt eher skeptisch beurteilt, aber der Rewe das Feld zu überlassen, ist wohl keine Option. Torsten Eichinger wird alles dafür tun, die MCS trotzdem auf Kurs zu halten, das eigene solide Ding zu machen und den Großen hier und da ein Schnippchen zu schlagen.