Interview Fair auch außer Haus

Fairtrade soll „Handel auf Augenhöhe“ garantieren: Kleinbauern in Ländern des globalen Südens bekommen einen Mindestpreis für ihre Produkte. Sie werden bei ihrer Professionalisierung unterstützt und zu Handelspartnern, erhalten eine Stimme auf dem Weltmarkt. Kaffee war das erste Fairtrade-Produkt und ist das absatzstärkste.

Mittwoch, 08. Januar 2020 - Foodservice
Bruno Reiferscheid

„20.000 Tonnen Röstkaffee wurden 2018 verkauft“, berichtet Dieter Overath, Vorstandsvorsitzender von TransFair (Fairtrade Deutschland), Köln. Fairtrade-Kaffee habe mittlerweile einen Marktanteil von 4,5 Prozent und sei aus den Handelsregalen und dem Außer-Haus-Markt nicht mehr wegzudenken. Fragen an den Experten.

Welche Vertriebskanäle bedienen Sie mit Fairtrade-Kaffee?
Dieter Overrath: Es gibt Fairtrade-Kaffee mittlerweile flächendeckend Handel, aber auch im Außer-Haus-Markt an Tankstellen, in Bäckereien, in Fernverkehrszügen der DB, Cafés oder Kantinen. 2018 wurden mit Fairtrade-Produkten in Deutschland insgesamt 1,6 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet. Fast 473 Millionen davon durch Kaffee.

Welche Bedeutung spielen dabei die Convenience-Stores?
Menschen entscheiden sich nicht nur zu Hause bewusst für fair gehandelten Kaffee, sondern möchten auch auswärts, an der Tankstelle, beim Einkauf oder auf Reisen in Flughäfen oder Bahnhöfen auf Fairness nicht verzichten. Dazu gehört der faire Kaffee, der dann im besten Fall im Mehrwegbecher ausgeschenkt wird.

Wie offen sind die Player im Convenience-Bereich gegenüber dem Fairtrade-Konzept?
Der Außer-Haus-Markt ist generell sehr aufgeschlossen. Oft geht es hier noch stärker als im Einzelhandel um die Kommunikation. Hier hat der Convenience-Bereich viele Chancen, den Kunden zu informieren und sich in Sachen Nachhaltigkeit zu positionieren: Mit Tischaufstellern, großen Plakaten oder anderen Eyecatchern machen die Convenience-Stores auf ihre fairen Produkte aufmerksam.

Was wissen Sie über die Konsumenten von Fairtrade-Kaffee?
Viele Konsumenten sind bereit, für faire Produkte, deren Ursprung sie kennen, etwas mehr Geld auszugeben. Sie wissen, dass Produzenten im Süden auf den globalen Handel angewiesen sind und dass sie mit ihrer Kaufentscheidung das Leben der Menschen vor Ort positiv beeinflussen können. Verbraucher greifen außerdem zu Fairtrade-Produkten, weil sie dem Siegel vertrauen und wissen, dass die Fairtrade-Standards regelmäßig und unabhängig kontrolliert werden.

Kann der Einsatz von Fairtrade ein interessantes Verkaufsargument auch für die Betreiber von Convenience-Stores sein?
Fairtrade ist Umfragen zu Folge das bekannteste Nachhaltigkeitssiegel am Markt. 84 Prozent der Verbraucher kennen das grün-blau-schwarze Siegel. Gerade die Bekanntheit macht eine Zusammenarbeit für Unternehmen interessant, schließlich genießt das Siegel bei den Konsumenten sehr großes Vertrauen und ist für viele Verbraucher deshalb ein überzeugendes Argument, das die Kaufentscheidung beeinflusst.

Wie sollte der Aspekt „Fairtrade“ gegenüber dem Verbraucher kommuniziert werden?
Verbraucher sollten mit jedem Kauf eines Fairtrade-Produktes das Gefühl bekommen, das sie einen Unterschied machen. Dafür ist es wichtig, dass die Kunden die Vorteile von Fairtrade auf einen Blick erkennen – beispielsweise durch Tischaufsteller oder andere Infomaterialien.

Unterstützen Sie dabei?
Es gibt eine Reihe von Materialien wie Videos, Plakate oder Infobroschüren, die dabei helfen, die Verbraucher von fairem Kaffee oder anderen Fairtrade-Produkten zu überzeugen. Außerdem steht unsere Marketingabteilung allen Lizenznehmern beratend zur Seite und überlegt gemeinsam, wie man den Unique Selling Point von Fairtrade-Produkten für das eigene Unternehmen deutlich machen kann.