Energy-/Coffeedrinks Rückt die Zuckersteuer näher?

Der politische und gesellschaftliche Druck auch auf die Hersteller von Energy-drinks wächst. Diese Entwicklung sollten die Händler im Auge behalten.

Montag, 04. Juni 2018 - Foodservice
Thomas Klaus
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Zuckerhaltige Getränke stehen im skeptisch-ablehnenden Fokus der Öffentlichkeit. Und das tun sie stärker denn je. Neben Cola und zuckerhaltigen Säften bekommen Energydrinks Breitseiten ab. Dabei sind viele dieser Produkte längst zuckerfrei geworden, wie eine Analyse der Sortimente relevanter Hersteller zeigt. Die stärkere Gesundheitsorientierung auf Seiten der Produzenten von Energydrinks ist Fakt. Aber sie hat sich in weiten Teilen der Öffentlichkeit noch nicht herumgesprochen. Deshalb müssen Händler nach wie vor auf kritische Nachfragen gefasst und gut vorbereitet sein.

Ein paar Argumente, die Energydrinks vor dem Hintergrund der mancherorts geforderten Strafsteuer in einem anderen Licht und differenzierteren Licht erscheinen lassen, hat Convenience Shop zusammengetragen (siehe Infokasten).

Offener Brief mit Promi-Faktor

Aktuell hat die Diskussion um Energydrinks wieder an Fahrt gewonnen. Denn Anfang Mai schrieben mehr als 2.000 Ärzte in einem Offenen Brief an die Bundesregierung. Darin fordern die Mediziner unter anderem eine Sonderabgabe auf gesüßte Getränke, die die Lebensmittelindustrie zum Entwickeln gesünderer Rezepturen motivieren soll. Besonders unterstrichen wird die Problematik der Fettleibigkeit, Diabetes und anderer chronischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen. Der Offene Brief wurde vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte gemeinsam mit der Deutschen Diabetes-Gesellschaft und der Verbraucherorganisation Foodwatch verfasst. Zwölf Organisationen und Krankenkassen schlossen sich an – darunter die Bundeszahnärztekammer, die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin, die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie, die Deutsche Herzstiftung und der AOK-Bundesverband.

Den Offenen Brief begründete Präsident Thomas Fischbach vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte damit, dass Deutschland in Sachen Prävention ein Entwicklungsland sei. Es sei eine falsche Strategie, weiterhin auf freiwillige Vereinbarungen mit der Industrie und auf Programme für Ernährungsbildung zu setzen.

Softdrink-Steuer in Großbritannien und Irland

Dietrich Garlichs rechtfertigt die Forderung nach einer Abgabe auf gesüßte Getränke und zusätzlichen Schritten gegen den Tsunami der Lebensstilerkrankungen damit, dass die gesunde Wahl zur einfachen Wahl werden müsse. Kosmetische Maßnahmen reichen nach Ansicht des Vorstandsbeauftragten der Deutschen Diabetes-Gesellschaft nicht aus. Der Staat müsse aufgrund vermeintlich schlechter Erfahrungen mit der freiwilligen Selbstkontrolle regulierend eingreifen.

Prominentestes Gesicht der Kampagne ist der bekannte und populäre Arzt und Autor, TV-Moderator und Kabarettist Dr. Eckart von Hirschhausen. Er hat angekündigt, offensiv unter anderem für die Sonderabgabe auf gesüßte Getränke werben zu wollen und seine Beliebtheit im Publikum in diesem Sinne zu nutzen. Für von Hirschhausen ist Zucker nach eigenem Bekunden die neue Zigarette.

Dr. Eckart von Hirschhausen und seine Mitstreiter freuen sich da folgerichtig über die jüngste Entwicklung bei der so genannten Zuckersteuer. Die wird seit April 2018 nun auch in Großbritannien und Irland erhoben: Der Staat kassiert umgerechnet knapp 21 Cent „Soft Drinks Industry Levy“ pro Liter bei Softdrinks mit mehr als 50 g Zucker und für Getränke mit mehr als 80 g Zucker noch mehr.

Länder-Liste wird länger

Die Liste der Länder, die den Zuckerkonsum von Staats wegen auf finanziellen Wegen einzuschränken versuchen, wird also länger – was etwa die Weltgesundheitsorganisation (WHO) begrüßt. Auf dieser Liste sind zum Beispiel Portugal, Estland, Belgien, Norwegen, Mexiko, Frankreich und Südafrika vermerkt. In der Bundesrepublik ist Vergleichbares (noch) nicht in Sicht. Die Bundesregierung will vielmehr gemeinsam mit der Lebensmittel-Wirtschaft eine Nationale Reduktionsstrategie für Zucker, Salz und Fett erarbeiten. Diese Strategie soll durch Ernährungsbildung und Verbraucheraufklärung abgerundet werden.

Allerdings wächst der öffentliche und politische Druck. Das wird ebenfalls durch ein im Januar bekannt gewordenes Positionspapier der SPD-Bundestagsfraktion deutlich. In dem ist von Zielmarken für verschiedene Produktgruppen die Rede. Zeitpläne mit den Herstellern sollen vereinbart und strikt überprüft werden. Bei Nichteinhaltung dieser Vorgaben müsse der gesetzliche Weg beschritten werden, heißt es von Seiten der Politik unmissverständlich.