Es ist ein durchaus mutiger Schritt, den die deutschen Total-Tankstellen unter der Ägide ihres neuen Besitzers, dem kanadischen Konzern Alimentation Couche-Tard, gehen. Statt wie vielfach erwartet, auch ihr Shop-Geschäft unter dem in Deutschland seit Jahrzehnten bekannten Total-Markendach weiterlaufen zu lassen und es vielleicht nur inhaltlich auf Grund eigener europäischer Erfahrungen neu zu strukturieren, gehen die Standorte mit der Shop-Marke „Circle K“ ins Rennen.
Das kanadische Convenience-Store Unternehmen Alimentation Couche-Tard, dessen Übernahmeabsichten in Sachen deutsche Tankstellen von Total bereits im Frühjahr 2023 bekannt wurden, konnte diesen Deal schließlich Ende des vergangenen Jahres in „trockene Tücher“ bringen und sich der Zustimmung des Bundeskartellamtes versichern. Was dabei wohl das Entscheidende ist, ergibt sich aus der Überschrift, die das Unternehmen selbst für die Verlautbarung wählte: „Übernahme des Total- Energies-Tankstellen-Netzes in Deutschland durch Circle K“. Das heiß konkret: das kanadische Convenience-Store-Unternehmen hat mit seiner Marke „Circle K“ das deutsche Tankstellen-Netz und Tankkarten-Geschäft von Total Energies erworben, ein Geschäft, das hundert Prozent der Einzelhandelsaktivitäten von Total Energies in Deutschland umfasst. Die Transaktion umfasst insgesamt hier zu Lande derzeit 1.191 Tankstellen sowie das hiesige Tankkarten-Geschäft. Von den Tankstellen sind rund 75 Prozent so genannte CO- Stationen (company owned) und 25 Prozent so genannte DO-Stationen (dealer owned).
Marke wird in Deutschland sichtbar
Daraus ergibt sich nun, dass die Marke „Circle K“ selbst auch in Deutschland breit vertreten sein wird. Laut Unternehmen werde allerdings das Tankstellen-Netz zunächst für fünf Jahre unter der Total Energies Marke weitergeführt. In diesem Zeitraum soll Total Energies die Tankstellen weiter mit Kraftstoff beliefern. „Die Shops und Auto-Waschanlagen dagegen werden schrittweise auf die Konzepte von Circle K umgestellt“, wurde bestätigt.
In Berlin bereits eröffnet
Und das Unternehmen hat auch bereits gehandelt, denn in Berlin, Prenzlauer Allee 4, wurde im Januar die erste Station eröffnet, nach nur zehn Tagen Umbauzeit, wie vom Unternehmen zu erfahren war. Der Auftritt des Shops fügt sich bereits in die rot-weiße Markenwelt von „Circle K“ ein. Ein moderner Einrichtungsmix aus Holz und schwarzem Metall prägt den Shop, der darüber hinaus mit eine modernen Beleuchtung, die Highlights setzt, hell und einladend inszeniert ist. Im Sortiment werden weit gehend die in Deutschland üblichen Schwerpunkte gesetzt. Man müsse die Konzepte von „Circle K“ an die
Bedürfnisse des deutschen Marktes anpassen, sagt Josefine Meinert, Leiterin Marketing & Shop/Food/Services beim Unternehmen, im
Interview mit CS dazu (siehe Seite 6). Das gilt auch für die Kassenzone mit ihrem Tabakwaren-Sortiment. Die Shop-Produkte werden überwiegend in niedrigen Regalen präsentiert, mit attraktiven, mobilen Gondelköpfen und dort auch zusätzlichen Metallkörben für weitere Impulskäufe. Große elektronisch bespielte Infotafeln machen sowohl im Bistro- als auch im Kaffeebereich sowie über den Regalen das Angebot transparent. Ein Hingucker ist der sechstürige Kühlschrank für Getränke, ebenso wie der viertürige Kühlschrank in dem unter der Überschrift Grab & Go weitere Getränken, aber auch Sandwiches und Fertiggerichte etc. präsentiert werden. Dazu kommt ein großer Selfservice-Kaffee- und Heißgetränke-Bereich mit unterschiedlichen Bechergrößen, der mit dem K-Logo von „Circle K“ optisch heraussticht. In dessen Zentrum werden außerdem die dazu passende Backwaren, von Croissants und Brezeln über Donuts bis hin zu Cupcakes in Selbstbedienung präsentiert. Im Bistro-Bereich werden in Bedienung, neben einer großen Auswahl von belegten Brötchen, Baguettes und Pizza-Snacks und anderem auch dort zubereitete Bratwürste unterschiedlicher Art angeboten. Spezialitäten wie Hot Dog oder auch Currywurst gehören dabei ebenfalls zum gastronomischen Sortiment der Premieren-Station in Berlin, der bald weitere Stationen in Deutschland folgen werden. Und auch wenn im Vorfeld in der Branche gemunkelt wurde, dass Couche Tard wohl vieles anders machen wolle als andere, ist im Shop offensichtlich auch Convenience-Primus Lekkerland mit Konzepten als Partner im Spiel.
„Circle K“ auch in den Nachbarländern
Gleichzeitig sorgt das Unternehmen dafür, seine neuen Aktivitäten in Deutschland nicht isoliert stattfinden zu lassen und hat gleichzeitig seinen Aktionsradius auf die Nachbarländer Belgien,
Luxemburg und Niederlande ausgeweitet. Während in Deutschland und in den Niederlanden hundert Prozent der Einzelhandelsimmobilien Total Energies abgekauft wurden, hat man in Belgien und Luxemburg jeweils eine Mehrheitsbeteiligung von 60 Prozent übernommen, die Couche Tard auch hier die Kontrolle ermöglicht.
Neben den deutschen Stationen gibt es 562 in Belgien, 378 in den Niederlanden, und 44 in
Luxemburg. Der Großteil befindet sich im Besitz des Unternehmens (69 Prozent), der Rest ist im Besitz der Händler. Der Erhalt der Marke Total als Tankstellen-Marke an diesen Stationen soll in allen vier Ländern für die kommenden fünf Jahre gesichert sein. Shops und Waschanlage werden wie in Deutschland auch hier offensichtlich nach und nach auf die Marke „Circle K“ umgestellt.
Auch Osteuropa und Skandinavien
Zusätzlich dazu treffen deutsche Kunden auch im östlichen Nachbarland Polen auf die Marke. Inzwischen betreibt das Unternehmen etwa 400 Tankstellen im ganzen Land, wie der Informationsdienst Petrol Plaza 2023 berichtete, und hatte 2022 bereits einen neuen Rekord bei der Eröffnung von neuen Tankstellen erreicht, mit 20 Neueröffnungen im Franchise-Modell und zwei neuen eigenen Stationen. Das Unternehmen unterscheidet in Polen eigene Flaggschiff-
Stationen, Economy-Segment-Stationen und Franchise-Stationen. Weitere Tankstellen gibt es in Skandinavien, dem Baltikum und in Irland.