Tabakwerbeverbot Die neue Ära der Tabakwaren

Nach der Tabakproduktrichtlinie ist vor dem Tabakwerbeverbot. Ein Gesetzentwurf liegt bereits vor. Weil Widerstände aufkamen, hat der Bundestag seine Verhandlung noch einmal vertagt. Doch damit ist die Frage noch nicht vom Tisch, ob ab Mitte 2020 für Tabakerzeugnisse und E-Zigaretten auf Plakaten und im Kino noch geworben werden darf.

Mittwoch, 28. September 2016 - Tabak
Convenience Shop
Artikelbild Die neue Ära der Tabakwaren
Bildquelle: InterTabac, iStock

Die InterTabac, weltgrößte Fachmesse für Tabakwaren und Raucherbedarf, wirft ihre Schatten voraus: Vom 16. bis 18. September trifft sich die Branche wieder in der Messe Westfalenhallen Dortmund. Abgesehen davon, dass die Aussteller ihr Produktportfolio jetzt mit Schockbildern und Warnhinweisen präsentieren, ist bereits abzusehen, dass zwei Themen die Leitmesse beherrschen werden: die Umsetzung der in Kraft getretenen Tabakproduktrichtlinie sowie das Tabakwerbeverbot.

Das Tabakerzeugnisgesetz soll dahingehend geändert werden, dass „es verboten ist, Außenwerbung für Tabakerzeugnisse, elektronische Zigaretten oder Nachfüllbehälter zu betreiben. Das gilt nicht für Werbung an Gebäudeaußenflächen von Geschäftsräumen des Fachhandels.“ Doch dazu gibt es noch Klärungsbedarf, etwa was unter Geschäftsräume des Fachhandels zu verstehen ist.

Trotz strenger Werbebeschränkungen ist derzeit noch Plakat- und Kinowerbung sowie das Sponsoring erlaubt. Besonders pikant: Gerade für die Städte und Gemeinden ist dies eine zusätzliche Einnahmequelle, denn sie vermieten die Werbeflächen an die Unternehmen. Laut Fachverband Aussenwerbung e. V. (FAW) bestreiten sie 15 Prozent aller Plakat-Erlöse: „Das Geschäftsmodell der Außenwerbeunternehmen sieht vor, dass diese in kommunale Infrastruktur investieren und im Gegenzug das Recht zur Werbung erhalten; teilweise darüber hinaus auch noch Umsatzbeteiligungen an die Kommunen abführen“, wird FAW-Geschäftsführer, Jochen Gutzeit, vom Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages zitiert.

Aber geht es nun nach den Vorstellungen von Bundesernährungsminister Christian Schmidt, würde er mit dem Werbeverbot diesen Geldhahn zudrehen. Selbst E-Zigaretten und die entsprechenden Liquids möchte er in Städten und Gemeinden nicht mehr auf großen Plakatwänden sehen – eine Hürde für einen Markt, der gerade im Aufbau begriffen und auf jede fachliche Kommunikation zum Kunden angewiesen ist.

Die Posh Global GmbH hatte diesen Weg vor zwei Jahren eingeschlagen. 2014 stieg das Unternehmen mit einer groß angelegten Werbeoffensive ein. Ein 10-Mio. Euro-Budget hatte Posh Global für seine in Deutschland hergestellten Produkte bereitgestellt, um es zur „bekanntesten Marke hier zu Lande“ zu machen, so das ambitionierte Ziel.

Fakt ist: Werden E-Zigaretten weiterhin so boomen wie in den vergangenen Jahren, dann entwickelt sich schnell ein Mrd.-Euro-Markt. Beliefen sich ihre Umsätze 2010 noch auf 5 Mio. Euro, so sind daraus bis Ende vergangenen Jahres 275 Mio. Euro geworden, also das 55-Fache. Bis Ende 2016 prognostiziert der Verband des eZigerattenhandels (VdeH) sogar einen Gesamt-Umsatz bis zu 400 Mio. Euro.

Einen Spitzenrekord melden auch die Veranstalter der InterTabac 2016: Rund 60 Aussteller aus 14 Ländern haben ausschließlich oder als Ergänzung E-Zigaretten im Programm und etwa ebensoviele bieten Liquids an. Die Leitmesse hat sich damit in den vergangenen sechs Jahren zum wichtigsten internationalen Showplatz für die E-Zigarettenbranche entwickelt.
TNS Infratest hatte im Juli im Auftrag des Verbandes des eZigarttenhandels (VdeH) mehr als 2.000 deutsche Konsumenten zu den Elektronischen befragt. Das Ergebnis ist ernüchternd, lässt aber auch Hoffnung aufkommen. Danach sind etwa 46 Prozent der Deutschen davon überzeugt, dass die E-Zigarette genauso schädlich ist wie die Tabakzigarette. Weitere 10 Prozent gehen sogar davon aus, dass sie mehr Schadenspotenzial besitzt. Nur 16,6 Prozent entschieden sich für „weniger schädlich“.
Es besteht also noch Aufklärungsbedarf, denn nach wissenschaftlichen Erkenntnissen seien E-Zigaretten um 95 Prozent weniger schädlich als die Tabakzigarette und eignet sich für Raucher sehr gut als Alternative. Diese Tatsachen sind allerdings nur einem Sechstel der Bürger in Deutschland bewusst, wie die Umfragen Public Health England 2015 und EU-Studie 2016 zeigen.


Handel mit E-Zigaretten

Lange Zeit war der Verkauf von E-Zigaretten sehr internetlastig, oder sie wurden in einschlägigen Fachgeschäften angeboten. Da es sich bei den Mehrweg-Verdampfern oft um ein erklärungsbedürftiges Produkt dreht, ist vor allem der Händler in Sachen Beratung gefordert. Auch sie sehen mittlerweile darin eines der Zukunftsthemen.

Davon zeugt nicht zuletzt, dass die einschlägigen Fachgroßhändler und großen Shop-Betreiber E-Zigaretten dauerhaft gelistet haben, zum Beispiel die MCS Marketing und Convenience-Shop System GmbH oder Lekkerland. „Wir haben bereits Mitte 2014 mit der Distribution von E-Zigaretten begonnen und unser Sortiment kontinuierlich erweitert. Heute können unsere Kunden zwischen einigen hundert Produkten wählen, darunter die E-Zigaretten Vype und die Logic Curv (ehemals E-Lites Curv) der beiden großen Zigarettenhersteller BAT und JTI. Gleichzeitig haben wir unser Vertriebsnetz deutlich ausgebaut und arbeiten heute mit mehr als 15.000 Verkaufsstellen zusammen“, erklärt Dominik Hamacher, Head of e-Cigarette, Lekkerland Deutschland GmbH & Co. KG.

Die Frechener haben zudem die Flavor Vapes (Einweg) und die Wanna Vape (Mehrweg, Cap-System) von Arnold André im Programm. Gelistet sind außerdem Njoy, Red Kiwi, Vapestick, von Eicken, Xeo und Planta, entweder mit Einweg-, Mehrweg-Varianten und/oder mit Nachfüll-Systemen sowie die Be Posh der Posh Global GmbH. Letztere hat ihr Vertriebsnetz in kurzer Zeit unter anderem auf Kiosk, Tabak-/ Zeitschriftenhandel und den Tabakfachhandel ausweiten können und arbeitet außerdem mit Aral, Valora und Spar express zusammen.

In deren C-Stores dürften vor allem die selbsterklärenden, elektronischen Einweg-Zigaretten mit ihrer einfachen Handhabung passen. Dazu gehört zum Beispiel die Cross, die die Wilh. von Eicken GmbH im Programm hat und die Fiesta von Heintz van Landwyck, die Be Posh der Posh Global GmbH, die Flavor Vapes von Arnold André. Zu diesen Ready-to-Smoke-Artikel führen alle mittelständischen Anbieter auch eine Mehrweg-Variante. Sie waren damit Vorreiter zwischen den Global Playern, die jetzt nach und nach ihre Modelle in Deutschland einführen

JTI

Den Anfang Mitte 2015 machte JTI Japan Tobacco International mit der damals noch E-Lites Curv. Von Beginn an war sie bei Lekkerland gelistet, was die Einführung in Deutschland wesentlich erleichtert haben dürfte. Außerdem stehe das Produktsortiment für einfachen und direkten Genuss, heißt es. Das dürfte den Verkauf über alle Convenience-Formate wesentlich erleichtern. Alle Produkte besitzen einen wiederaufladbaren Akku und dampfen mit Liquid-Patronen.

Vype

Ein halbes Jahr später machte British American Tobacco (BAT) im Januar 2016 mit seiner Vype von sich reden. Der Vype ePen zeichnet sich u.a. durch seine leichte Bedienbarkeit aus. Selbst das Wechseln der Geschmacksrichtungen ist schnell möglich, ohne Liquid zu verschütten. Der ePen ist wiederaufladbar. Über zwei Leistungsstufen lassen sich die Dampfmengen regulieren.

Phillip Morris

Mit Iqos sorgte Philip Morris für Bewegung. Denn im Iqos-Gerät wird der Tabak erhitzt. Es findet nicht wie bei der herkömmlichen Zigarette eine Verbrennung statt. Der Hersteller spricht darum auch von einem neuartige Tabakprodukt, das anders als bei der E-Zigarette, mit Hilfe der HeatControl-Technologie Dampf ohne Feuer oder Asche erzeugt. Für den Geschmack sorgen die Tabaksticks Heets from Marlboro. Sie sind in zwei Varianten: Amber Label und Yellow Label erhältlich.
Diese neuartige Produktkategorie ist derzeit nur in Philip Morris eigenen Stores erhältlich. Testmärkte sind ein Standort in München und Frankfurt sowie zwei in Berlin.

In Frankfurt und Wiesbaden werden Iqos und die Tabaksticks Heets from Marlboro darüber hinaus an weiteren Verkaufspunkten und dabei testweise erstmals auch bei Fachhändlern verkauft. Da es sich um eine echte Innovation handele, will der Konzern auf diesem Weg erst in direkten Dialog mit den Kunden treten und Erfahrungen sammeln.
In einem weiteren Schritt werde man dieses Know how nutzen, um den Verkauf in weiteren Städten sowie die deutschlandweite Markteinführung mit den Handelspartnern vorzubereiten.

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