BTWE-Tagung Es gibt viel zu tun

Tabakwaren-Händler und -Hersteller krempeln die Ärmel hoch, um die neue Tabak-Produktrichtlinie ordnungsgemäß umzusetzen – soweit das überhaupt in ihrem Einflussbereich liegt.

Dienstag, 14. Juli 2015 - Tabak
Ulrike Pütthoff
Artikelbild Es gibt viel zu tun

Die Frage nach dem Sinn macht keinen Sinn mehr.“ Was nach Resignation klang, war von Rainer von Bötticher eher als Aufforderung gemeint. Für Überlegungen zum Nutzen und zur Zielsetzung der EU-Tabak-Produktrichtlinie (TPD) bleibe keine Zeit, sagte der Präsident des Bundesverbandes des Tabakwaren-Einzelhandels anlässlich des jährlichen BTWE-Branchendialogs. Die Branche müsse „retten und gestalten, was zu retten und zu gestalten ist“.

Problem: Für Industrie und Handel gibt es noch keine Rechts- und damit auch keine Planungssicherheit, was die Umsetzung betrifft. Jan Mücke, Geschäftsführer Deutscher Zigarettenverband, geht nicht davon aus, dass die deutsche Regierung vor Februar nächsten Jahres die TPD festgezurrt hat. Das hieße, bis zum 20. Mai 2016, dem Fristende für die nationale Umsetzung, bleiben nur noch sechs bis sieben Wochen für die Produktionsumstellung.

Drei Jahre länger Zeit haben Industrie und Handel für die Einführung eines elektronischen Rückverfolgbarkeits-Systems. Die TPD spricht von Track & Tarce, und meint, dass der Weg der Zigaretten und Feinschnittprodukte von der ersten Verkaufsstelle im Einzelhandel zurück bis zur Produktion dokumentiert und nachvollzogen werden kann.

Carsten Zenner, Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Tabakwaren-Großhändler und Automatenaufsteller (BDTA) kritisierte in diesem Zusammenhang vor allem die von der EU-Kommission vorgelegte Machbarkeitsstudie: „Der Aspekt der wirtschaftlichen Darstellbarkeit von operativen Prozessen im Tabakwaren-Handel und bei den Automatenbetrieben unter der Maßgabe der beschriebenen Anforderungen bleibt in der Studie (bewusst) deutlich unterbeleuchtet. Der Maßstab der Verhältnismäßigkeit bleibt durch die Autoren weitestgehend unberücksichtigt.“

„Es macht keinen Sinn, nach dem Sinn von Trake & Trace zu fragen. Es ist beschlossene Sache.“
Carsten Zenner, BDTA-Geschäftsführer

Brüssel allerdings sieht für Track & Trace keine Hürden: Eine Rückverfolgbarkeitslösung sei nicht nur machbar, sondern von ihr könnten z.B. Verbraucher, das öffentliche Gesundheitswesen, Strafverfolgung und der Fiskus profitieren. Außerdem rechtfertige der geschätzte Gesamtnutzen die Kosten, die für Industrie und Regierung anfallen. Jedenfalls könne die Rückverfolgbarkeit in Bezug auf Technologie, Lösungsarchitektur und Kontrolle über mehrere Ansätze erreicht werden. Globale Standards für die Kommunikation, Produkt- und Lieferantenidentifikation sind bereits in den heutigen Tabak-Lieferketten geläufig und unabhängige Datenspeicherung seien machbar. Die Autoren räumen zwar ein, dass Track & Trace sich erheblich auf den Vertrieb und die Distribution auswirkt, einen Lösungsansatz blieben sie aber schuldig.

Mittlerweile haben Handel und Industrie einen Arbeitskreis zur Implementierung von Track & Trace ins Leben gerufen, und ein Pilot-Projekt läuft bei einer Großhandlung in München.