Technik-Trends Besuch auf der EuroCis

Dass Digitalisierung und Künstliche Intelligenz den Handel verändern, ist inzwischen eine Binsenweisheit. Die Unternehmen, die das praktisch umsetzen sollen und wollen, stellten auf der Messe EuroCis aus.

Samstag, 30. März 2024 - Messen
Hans Jürgen Krone
Artikelbild Besuch auf der EuroCis
Bildquelle: Messe Düsseldorf / Krone

Kaum ein Thema bewegt den Handel und damit auch die Convenience-Branche aktuell so stark wie die Digitalisierung. Daher sind die Unternehmen derzeit auf der Suche nach Partnern, die aus den Schlagwörtern wie Digitalisierung und KI umsetzbare Konzepte für die Läden und Shops machen. Dafür waren die Unternehmen auf der Düsseldorfer Fachmesse EuroCis
genau richtig, versammelte sich dort doch ein großer Teil der Anbieter, die sich dieser Aufgabe widmen.

Michael Gerling, Geschäftsführer des EHI Retail Institute, das auf der Messe in Düsseldorf ebenfalls mit einem großen Stand vertreten war, fasste den Inhalt der Messe folgendermaßen treffend zusammen: „Das dominierende Thema auf der EuroCis sind definitiv KI-Anwendungen für unterschiedlichste Bereiche. Effizienzsteigerung sowie Kundenorientierung stehen bei vielen Lösungen im Zentrum. Das zeigt zum Beispiel die Vielzahl an Angeboten für die Beschleunigung des Checkouts, also der Kassenzone, nicht zuletzt dank vielfältiger Smart-Shopping- und Payment-Lösungen. Grundlage für all dies sind eine Automatisierung von Prozessen sowie eine performante IT-
Infrastruktur und Cloud-Technologien.“

Convenience-Handel informierte sich
Grund genug also auch für viele Vertreter der Convenience-Branche, die EuroCis zu besuchen, auf der zahlreiche Anbieter auch bereits über ihre gemeinsamen Projekte und Pläne, beispielsweise mit Tankstellen-Betreibern berichten konnten. So beispielsweise auch Diebold Nixdorf, dessen Head of Global Marketing Retail, Nino Hörttrich, seine Messeerfahrungen folgendermaßen zusammenfasste: „Mit unserer KI-Plattform haben wir dieses Jahr einen echten Volltreffer gelandet. Sie adressiert eines der momentan spannendsten Themen im Handel – die Reduzierung des Warenschwunds – und verbessert dank automatisierter Alterskontrolle und Frischwarenerkennung den Checkout-Prozess an Selbstbedienungskassen. Der stets volle Stand und das große Interesse unserer internationalen Standbesucher an den gezeigten Lösungen zeugen davon, dass die Händler schon längst bereit sind, für neue Technologien nun den richtigen Weg der Implementierung auszuloten.“ Andere Unternehmen, wie beispielsweise der Anbieter Anybill, brachten ihr Engagement an Tankstellen sogar auf eine der Messe-Bühnen. Das Unternehmen liefert digitale Kassenbons in verschiedenen Anwendungen wie Händler-Apps, Wallets und Banking-Apps. In ihrem Vortrag auf der Retail Technologie Stage erläuterten Lea Frank, Co-Gründerin und CEO von Anybill, zusammen mit Samuel Bitzer, Digital Marketing Manager der Tankstellen-Gesellschaft HEM, wie die Zusammenarbeit funktioniert. Kern des Ganzen ist, dass ausgedruckt Bons möglichst wegfallen sollen. Die dadurch eingesparten Tonnen von Papier haben nicht nur einen
positiven Effekt auf die Umwelt, so wurde berichtet, sondern sorgen auch für eine nicht unerhebliche Einsparung auf Seiten der Tankstellen-Gesellschaft, von der natürlich auch Partner Anybill seinen Teil abbekommt. Dass dabei noch ein anderer Aspekt eine Rolle spielt,
darauf wies Anfang Januar die Westfalen AG bei der Bekanntgabe
ihrer Partnerschaft mit Anybill hin: Die Erfüllung der aktualisierten Belegausgabepflicht. „Der digitale Kassenbon macht den Bezahlvorgang durch den optionalen Wegfall von gedruckten Kassenbons weitaus umweltfreundlicher,“ hatte damals Sandra Schütte, Leiterin Mobility bei Westfalen, erklärt.

Digitales auch für Kioske
Darauf, dass digitale Instrumente auch bei anderen Shops wie Kiosken und auch für interne Aufgaben nicht unwichtig sein können, wies Dirk Mühlhäuser, Head of Retail IT der Schweizer Valora, im Rahmen seines Vortrags hin. Er erläuterte, wie das Unternehmen mit Hilfe einer IPhone App die internen Bestellprozesse digitalisierte und es den Mitarbeitern der einzelnen Kioske damit ermöglichte, Nachbestellungen von Produkten mobil und direkt am Regal zu erledigen.

An diesen und anderen Beispielen wurde auf der EuroCis sehr deutlich, dass es bei den neuen digitalen Anwendungen nicht immer um die ganz großen Würfe gehen muss, sondern es oft auch sinnvoll sein kann, ganz praktisch einzelne Vorhaben anzugehen, die sich möglichst auf der Basis bestehender digitaler Plattformen umsetzen lassen und damit schneller zu Lösungen führen. Eine große Rolle in Düsseldorf spielten auch teil- und komplett autonome Stores, die sich anschicken, den Markt zu erobern. Viel Aufmerksamkeit bekam daher auch Aussteller Latebird (unser Bericht auf Seite 9). In Düsseldorf genauer ansehen konnte man sich auch die für Smart Stores notwendige Technik wie beispielsweise automatische Objekterkennung an Kassen und Waagen. Darüber hinaus ging es auch um elektronische Regaletiketten, Retail Media-Systeme sowie Payment-Lösungen. Aber auch Strom-Zapfsäulen für den Handel fehlten nicht.