Mehrwegsysteme Pfand-Vielfalt in den C-Stores

Seit Jahresbeginn gilt für To-go-Speisen und -Getränke die Mehrwegpflicht. Marktführer für solche Pfandgebinde ist Recup. Doch Edeka und Rewe mit Lekkerland haben jeweils eigene Systeme an den Start gebracht.

Donnerstag, 16. Februar 2023 - Kleinfläche
Martin Heiermann
Artikelbild Pfand-Vielfalt in den C-Stores
Bildquelle: Recup

Die Deutsche Umwelthilfe, DUH, hätte es positiv bewertet, wenn die beiden großen führenden deutschen Lebensmittel-Einzelhändler Edeka und Rewe ein gemeinsames Mehrwegsystem für Speisen und Getränke, die to-go beziehungsweise für unterwegs verkauft werden, aufgebaut hätten. Oder beide einem bereits bestehenden Pfandsystem, wie etwa Recup oder Vytal, beigetreten wären. Dann hätte das System auf andere Marktteilnehmer eine große Anziehungskraft entwickeln können. Doch dazu ist es bekanntlich zu Anfang dieses Jahres nicht gekommen.
Seit Anfang 2023 gilt für alle Anbieter von Food und Beverage, die unterwegs verzehrt oder mitgenommen werden können, die Mehrwegpflicht. Alternativ zu Einweg-Verpackungen müssen also alle Shops mit Foodservice-Angebot ihren Kunden Mehrweg-Gebinde offerieren. Betroffen davon ist nicht nur die Convenience- Branche, Tankstellen-Shops, Travel Retailer, Kioske, Imbisse, Bäckereien oder Systemgastronomen, sondern auch Edeka und Rewe mit ihren handelsgastronomischen Konzepten.

Edeka entwickelt Regood
Der Edeka-Verbund führte zu Anfang Januar sein eigenes Mehrwegsystem Regood für den Außer-Haus-Verzehr ein. Die Regood-Becher und -Bowls können Kunden gegen einen Pfandwert bei teilnehmenden Edeka- oder Marktkauf-Händlern erwerben und sie nur dort nach Gebrauch gegen Erstattung des Pfandwertes zurückgeben. Die Becher und Bowls sind in verschiedenen Größen erhältlich. Bei der Entwicklung der Regood-Behältnisse, so der Verbund, habe man auf Qualität und nachhaltigere Gestaltung Wert gelegt. Sie seien für Mikrowelle und Spülmaschine geeignet und sollen nach der Nutzung von den Kaufleuten gereinigt werden. Zudem ist das Mehrweg-System, darauf weist Edeka ausdrücklich hin, vom Bundesumweltministerium mit dem Blauer-Engel-Siegel zertifiziert worden. Das Siegel kennzeichnet umweltschonende Produkte und Dienstleistungen.

Lekkerland mit Sykell
Wettbewerber Rewe hat sich gemeinsam mit seiner Convenience-Tochter Lekkerland dem Mehrweg-System „Einfach Mehrweg“ von Sykell angeschlossen. Dazu hat der Einzelhändler auch eine Minderheitsbeteiligung am Startup Sykell erworben. Entgegen früherer Absicht hat der Convenience-Dienstleister also kein eigenes Mehrwegsystem entwickelt. „Die Mehrweg-Lösung von Sykell ist seit Beginn des Jahres für Lekkerland Kunden erhältlich“, berichtet Fabian Schinke, Director Foodservice bei Lekkerland. Das System funktioniere zusammen Remondis und Sykell ähnlich wie das Einweg-Pfand-System DPG bei Getränken, welches Lekkerland seit 19 Jahren mit Remondis umsetzt.

Im Sykell-Portfolio sind Mehrwegbecher in drei Größen sowie Mehrwegschalen, rund und rechteckig, in vier Größen. Lekkerland liefert die bestellten Gebinde in die Shops und holt die gebrauchten in Pfandsäcken mindestens einmal pro Woche wieder ab. Für die Konsumenten fällt eine Pfandgebühr von einem Euro für Mehrwegbecher und 1,50 beziehungsweise 2,50 Euro für die Schalen an, die alle Akzeptanzstellen zurücknehmen.
Die Kosten für die Shop-Betreiber richten sich nach der Zahl der Mehrweggebinde, die bezogen werden. „Eine Jahresgebühr oder ähnliches fällt bei diesem ‚Pay-per-use‘-Ansatz nicht an“, sagt Fabian Schinke. Die Mehrweglösung von „Einfach Mehrweg“ sei bundesweit an vielen Tankstellen erhältlich, beispielsweise bei Avia.

Recup in vielen Tankstellenshops
Andere Tankstellen-Gesellschaften setzen auf die im Markt bereits gut etablierten Anbieter Vytal oder Recup. Mit dabei sind auch die Marktführer Aral oder Shell Deutschland. Ebenso hat sich Orlen Deutschland für die Recup-Lösung entschieden. Auch die Jet-Tankstellen-Shops nehmen jetzt an diesem System teil. Jet setze auf den Marktführer, dessen Angebot im Tankstellenmarkt bereits weit verbreitet sei, meint Oliver Reichert, Manager Retail Germany der Jet Tankstellen.