Foodtrucks On the road again

Immer mehr Foodtrucks touren durch Deutschland. Und so individuell sie auch sind, sie haben eines gemeinsam: Sie wechseln ihren Standort und bieten lifestylische Gerichte dort an, wo der Kunde Appetit hat.

Dienstag, 12. Juli 2016 - Kleinfläche
Ulrike Pütthoff
Artikelbild On the road again
Bildquelle: Shutterstock

Sie nennen sich „Die dollen Knollen“ oder „Die Beefträger“, Die „intolerante Isi“ oder „Miss Sophie & Friend“, und sie alle erzählen kulinarische Geschichten, der eine aus dem Schwarzwald (Blackforest-Foods) und der andere aus Frankreich (Arnaud´s CultTour) und ein dritter aus vergangenen Zeiten (DDR-Softeis). Gemeint sind die Foodtrucks, die junge und kreative Nachfolgegeneration der Imbisswagen. Wenn sie durch ihre Region touren, dann fallen sie auf. Mit ihren originellen, fantasievollen Namen und ihren bunten, oft schrillen Aufmachungen wecken sie Neugierde. Und wenn sich ihre Klappen öffnen, dann machen neue Speisenkreationen, exotische Gerüche und lifestylige Inszenierungen Appetit.

Häufig sind es Individualisten und Quereinsteiger, die die Fernfahrer-Mythen von Freiheit und Weite in ihren Speisen verpacken. Dabei ist ihr Auftreten ebenso unkonventionell wie ihr Angebot, das einen eigenen Charme und Geschmack hat und in vielen Fällen einen regionalen oder saisonalen Bezug. Ob Burger, Fisch, Hausmannskost, asiatische Küche, Brat- und Currywurst, vegetarisch oder vegan, man kann sich bei ihnen mit ausgefallenen hochwertigen Speisen versorgen. Kein Gericht wird einfach kopiert, sondern erhält seine individuelle Note, selbst die Currywurst. Statt Massenware beziehen die Trucker das Fleisch vom Metzger um die Ecke. Das Brot stammt aus eigener Herstellung oder vom regionalen Bäcker. Und alle Auf-die-Handgerichte bekommen eine eigene Geschmackskomponente.

Dank dieser Individualität steckt in den gastronomischen Streetfood-Konzepten eine enorme Dynamik. Volker Köhnen, Vorstand The Food Professionals, hat die Entwicklung verfolgt: 2014 waren seinen Zählungen zufolge 92 Foodtrucks auf deutschen Straßen unterwegs, 2015 bereits 300. In zwölf Monaten hat sich die Zahl der rollenden Küchen somit verdreifacht. Es sei aber immer noch kein Vergleich zu den Pionierländern USA und UK. Allein in den Vereinigten Staaten sind rund zwölf Mal so viele Mobile auf den Straßen. Kein Wunder, denn dort sind keine aufwändigen Sondernutzungsrechte erforderlich. In Deutschland dagegen bedarf der Truck der Abnahme durch die Lebensmittelkontrolle und der Genehmigung zum Aufstellen der Fahrzeuge an öffentlichen Plätzen.

Auf privaten Geländen genügt es, sich mit dem Grundstückseigentümer einig zu werden. So kommt es nicht von ungefähr, dass die coolen Trucks in den äußersten Winkeln, etwa von Gewerbegebieten, gesichtet werden. Wirkt wie aufs Abstellgleis geschoben, macht bei näherer Betrachtung aber auch Sinn, denn gerade dort übernimmt die neue Imbiss-Generation die Funktion einer mobilen Kantine – ein Truckstop für die Beschäftigten im näheren Umfeld. Mit pfiffigen Konzepten können Kunden angelockt werden und die sonst menschenleeren Ecken eines Gewerbegebietes temporär beleben.

Doch die Idee muss verbreitet werden. Insofern ist den Foodtrucks bzw. ihren Betreibern eine gewisse Online-Affinität nicht abzusprechen. Wichtiger noch als eine gute Internetpräsenz sind einschlägige Apps, die über Termine und Standorte informieren. Außerdem sind Soziale Netzwerke zur Kontaktaufnahme ein unverzichtbares Tool. Selbst Preise können derzeit den Erfolg von Streetfood nicht bremsen. Statistiken zu Folge liegen die Durchschnittsbons in den USA bereits bei umgerechnet mehr als 10 Euro. In Deutschland sind die Gäste laut Köhnen bereit, zwischen 5 und 14 Euro auszugeben.

Doch bevor es soweit ist, müssen die Betreiber der Foodtrucks hohe Hürden überwinden. Sie brauchen bezahlbare Standorte und qualifiziertes Personal. Zu beachten sind natürlich gesetzliche Vorgaben, wie der Mindestlohn. Dazu kommt die Einhaltung der Hygienevorschriften und einiges mehr. Aber Motor der Foodtrucks ist die Leidenschaft jener, die aus ihrer Idee ein Geschäftsmodell auf die Beine stellen bzw. stellen wollen. Dafür nehmen sie auch Risiken und Umwege in Kauf. Und wie bei den Fernfahrern, so herrscht auch unter diesen Truckern ein extrem guter Teamgeist, mit dem Ziel des gemeinsamen Erfolgs.

C-Stores sollten Foodtrucks auf keinem Fall als Wettbewerber, sondern als Partner sehen. Denn mit einem ausgefallenen Angebot in unmittelbarer Nähe können sie bei den Kunden punkten.

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