Pilotversuch Gegen das Kleinstgeld

In Kleve versucht ein Händlernetzwerk 1- und 2-Cent-Münzen überflüssig zu machen. Methode des rührigen Zusammenschlusses: Rundung der summierten Preise bei Barzahlung pro Einkauf auf volle 5 Cent.

Donnerstag, 31. März 2016 - Kleinfläche
Hans-Jürgen Krone
Artikelbild Gegen das Kleinstgeld
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Der Vorstoß einer Vereinigung von Geschäftsleuten in der Stadt Kleve am Niederrhein hat bundesweit für Aufsehen gesorgt. Das City Netzwerk versucht seit dem 1. Februar 2016 das Kleingeld in Form von 1- und 2-Cent-Münzen aus dem Geschäftsalltag zu verdrängen. Gebeten wurden etwa 800 Klever Geschäftsleute, künftig nach dem sogenannten schwedischen Rundungs-Modell zu arbeiten. Das heißt: Die Einzelhändler sollen die summierten Preise auf volle 5 Cent auf- oder abrunden, wenn die Kunden bar bezahlen. Die Kartenzahlung bleibt unberührt. Dem Vernehmen nach beteiligen sich aktuell etwa 100 Händler an dieser Aktion. In den nahen Niederlanden gibt es bereits seit einigen Jahren eine flächendeckende Rundungsregel.

Grund für die Initiative der Klever sind offenbar die hohen Handlingskosten der Münzen. „Die Bundesbank zieht sich immer weiter aus der Bargeldversorgung zurück und belastet die örtlichen Banken darüber hinaus mit zusätzlichen und kostspieligen Vorgaben für die Versorgung. Die ständig steigenden Kosten aus der Bargeldbearbeitung werden an Sie als Kunden anteilig umgelegt, so dass bereits heute, einerseits für das Beschaffen von 1- und 2-Cent-Münzrollen 30 bis 50 Cents pro Rolle an Gebühren anfallen, und andererseits bei der Einzahlung wieder Gebühren pro Münze berechnet werden“, erläuterte das Netzwerk die Problematik.

Eine EU-Verordnung sorgt seit dem vergangenen Jahr dafür, dass jede einzelne Münze durch die Banken auf ihre Verkehrssicherheit und Echtheit überprüft werden muss. Die Kosten dafür sind immens. Das schlägt sich in einer Gebühr von etwa 5 Euro pro abgegebenem Münzbeutel (Safebag, bis ca. 1.700 Münzen) für Geschäftsleute nieder. 

Natürlich müssen sich auch die Klever daran halten, dass die Münzen weiterhin ein gesetzliches Zahlungsmittel sind. Deshalb betont das Händlernetzwerk auch, dass die Teilnahme selbstverständlich freiwillig sei. „Konsumenten haben das Recht auf ein genaues Wechselgeld. Also können Sie, wenn Sie wünschen, von den Händlern ihr exaktes Wechselgeld zurück verlange“, so die Botschaft an die Kunden.

Im Alltag hat sich laut der Verantwortlichen bereits gezeigt, dass dieses allerdings extrem selten vorkommt. Die Kunden begrüßten die Initiative, auch ihnen seien diese Münzen offenbar lästig. Mehr Gewissheit verschaffen will sich das Klever City Netzwerk noch bezüglich des Themas, wie sich das beschriebene Vorgehen in den Kassen des Handels auswirkt. Niederländische Untersuchungen hätten ergeben, dass sich die Rundungsdifferenzen am Ende wieder ausgleichen, betonen die Initiatoren. Das soll jetzt an einem konkreten Beispiel untersucht werden. Eine erste Bilanz wird etwa Mitte des Jahres erwartet. Bis dahin wollen die Verantwortlichen auch Kontakt mit den Zuständigen in der kleinen Stadt Woerden bei Utrecht aufnehmen, wo der niederländische Rundungs-Pilotversuch stattfand.

Verbraucherschützer stehen übrigens diesem Vorgehen eher skeptisch gegenüber. Sie werfen dem Handel vor, Verbraucher mit den krummen Cent-Preisen zu verwirren. Sie sind deshalb dafür, die Zahlen von vorneherein zu runden.