7-Eleven und Couche Tard Internationale Player stehen vor der Tür

Vor fast hundert Jahren hat 7-Eleven das Convenience-Geschäft in den USA selbst definiert und es mit weltweit 83.000 C-Stores zur Blüte gebracht. Dass das Unternehmen irgendwann den deutschen Markt ansteuern würde, war zu erwarten. Jetzt ist es wohl soweit. Deutschland-Pläne mit der Übernahme der Total-Tankstellen hat auch das kanadische Unternehmen Alimentation Couche Tard, das ebenfalls global erfolgreich ist. Die Pläne stehen allerdings noch unter Vorbehalt.

Samstag, 13. Mai 2023 - International
Hans Jürgen Krone
Artikelbild Internationale Player stehen vor der Tür
Bildquelle: 7-Eleven

Das Convenience-Geschäft in Deutschland ist schon seit vielen Jahren international geprägt. Das zeigt nicht zuletzt ein Blick in den Tankstellen-Markt. Hier sind die internationalen Verflechtungen selbstverständlich. Im dazugehörigen Convenience-Geschäft an Tankstellen aber auch in anderen Bereichen des Marktes ist der internationale Einfluss nicht ganz so deutlich, oder die internationalen Unternehmen arbeiten hier mit langjährigen „eingedeutschten“ Konzepten, die zu einem Großteil auch in den deutschen Tochterunternehmen entstanden beziehungsweise auf hiesige Verhältnisse hin über längere Zeiträume adaptiert wurden.

Für Aufsehen gesorgt
Jetzt jedenfalls sorgt die geplante Übernahme der deutschen Total-Tankstellen durch den Convenience-erfahrenen kanadischen Konzern Alimentation Couche Tard, ebenso wie die Ankündigung von 7-Eleven, nach Deutschland kommen zu wollen, für viel Aufsehen.

Seinen Gestaltungswillen in Richtung der deutschen Convenience-Branche an Tankstellen machte Couche Tard sehr deutlich: „Wir werden in der Region ein erfolgreiches globales Einzelhandelsgeschäft aufbauen. Wir sehen dies als eine starke geografische Position, passend in unser bestehendes europäisches Netzwerk, das es uns ermöglichen wird, in einigen europäischen Ländern, den stärksten Volkswirtschaften, zusammenzuwachsen . Wir kommen in unserer Vision voran, das bevorzugte Reiseziel für Komfort und Mobilität zu werden“, sagte Brian Hannasch, President und Chief Executive Officer von Alimentation Couche-Tard dazu.

Ein zweiter Anlauf
Bei Alimentation Couche Tard ist es der zweite Anlauf dieser Art. Bereits im April 2012 titelte Convenience Shop „Couche-Tard – Begehrlicher Blick nach Deutschland“. Damals zitierte unsere Zeitung den früheren CFO des kanadischen Konzerns mit den Worten. „Deutschland ist klar auf unserem Radar und ganz oben auf der Liste“. Worauf man damals die Hoffnung stütze und es dann doch nicht dazu kam, blieb allerdings unklar. Klar ist jetzt allerdings, dass man mit Total Energies starten will. Dabei wird es spannend, ob man hier zu Lande auch die Shop-Marke der Total weiterführt oder sich mit eigener Marke, wie beispielsweise dem in Skandinavien erfolgreichen Circle K-Konzept, erfolgreich etablieren will.

Beim 7-Eleven sind aktuell deutlich mehr Fragen offen. Nämlich welche Bereiche des deutschen Convenience-Marktes das Unternehmen konkret ansteuert und ob es darauf abzielt, bestehende Standorte zu übernehmen, oder mit Hilfe der Franchise-Nehmer neue Standorte entwickeln will. Stellung dazu nehmen wollte das Unternehmen gegenüber CS derzeit nicht. Auf jeden Fall ist die Ankündigung, nach Deutschland kommen zu wollen, die erste offizielle Botschaft dieser Art des Unternehmen selbst.
Unter der Marke 7-Eleven laufen weltweit etwa 83.000 Shops und das als Tankstellen-Shops und als Standlone, als Shops in der City, aber auch an Flughäfen und Bahnhöfen, oder in Hotels. Mit einem starken Filialnetz und innovativen Produkten wolle 7-Eleven ein größeres Convenience-Angebot in Deutschland schaffen, sagt das Unternehmen. Dafür suche man „nach geeigneten finanzstarken Franchise-Partnern“. Voraussetzung sei „ein bestehendes Einzelhandels-, Gastronomie- und/oder Hotelbetriebskonzept und die Leidenschaft für Convenience Food“, ergänzte das Unternehmen und ließ damit offen, ob es nur an den entsprechende Standorten interessiert ist, oder vielleicht sogar die Filialen anderer Ketten und Konzepte übernehmen will. Unternehmensgründer und Einzelbetreiber dürften daher wohl aktuell als Gesprächspartner für die US-Amerikaner eher nicht gefragt sein.

Der deutsche Markt wurde zwar vor etwa zwanzig Jahren von dem Unternehmen schon einmal eruiert, aber damals war die Konstellation anders. Zu dieser Zeit hatte das norwegisches Handelsunternehmen Reitan einen Master-Franchise Vertrag, der auch für Deutschland galt. Die Norweger hatten überlegt, auch nach Deutschland zu kommen, legten diese Pläne aber ad acta.

7-Eleven will expandieren
Jetzt sieht die Sache wohl anders aus, allerdings ist nicht klar, ob der Wunsch von 7-Eleven, sich hier zu Lande zu etablieren auch auf Kenntnissen des Marktes und seiner besonderen Herausforderungen beruht, oder nur auf reinen „Zahlenspielen“. Auf rechnerischer Basis jedenfalls sieht das Unternehmen für das eigenen Geschäft offenbar eine sehr großes Potenzial: „Der deutsche Umsatz in diesem Segment wird im Jahr 2023 rund 10,53 Milliarden Euro betragen, für 2027 wird ein Marktvolumen von 11,9 Milliarden Euro prognostiziert. Dies entspricht einem jährlichen Umsatzwachstum von 3,1 Prozent.“, zitiert der Handelskonzern Zahlen von Statista. Hier könnte wohl auch ein Problem liegen. Denn diese zitierten Zahlen beziehen sich auf den gesamten Lebensmittel-Handel und nicht auf die C-Branche. Dieses Zahlenspiel führte wohl auch dazu dass in der Publikumspresse bezüglich der Ankündigungen häufig davon die Rede war, 7-Eleven wolle hier zu Lande gegen Rewe, Edeka und Aldi antreten. Dabei macht das Unternehmen eigentlich klar, wo es hingehört: „7 Eleven ist führend in der Convenience-Einzelhandelsbranche“.

Chancen und Risiken
Ob diese Widersprüche nur eine Randnotiz sind, oder auf falsche Erwartungen hinweisen, wird sich zeigen. Es muss also abgewartet werden, ob 7-Eleven selbst den Unterschied zwischen Convenience-Food und dem hier zu Lande in Convenience-Stores verkauften Food wirklich bei seiner Ankündigung berücksichtigt hat.
In dem Einstieg der Top-Player hier zu Lande stecken also Risiken für die Wettbewerber – aber auch Chancen für Partner in allen C-Segmenten und darüber hinaus. Und trotz aller Fragen sollte die hiesige C-Branche nicht darauf setzen, dass sich beide Player schnell wieder abwenden.