Nutzfahrzeuge Diesel-Boom trotz Schummeleien

Auch der jüngste Skandal hat dem Diesel-Kraftstoff in Deutschland nichts anhaben können. Doch über seine Zukunftsfähigkeit lässt sich streiten.

Freitag, 01. April 2016 - Industrie
Thomas Klaus
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2,5 Mio. VW-Fahrzeuge, die in Deutschland zugelassen sind, haben den Betrug unter der Haube; weltweit sind sogar 11 Mio. fahrbare Untersätze betroffen. Sie sind mit bestimmten Dieselmotoren unterwegs, deren Software manipuliert wurde. Deshalb kommen aus den Auspuffen wesentlich mehr Stickoxide, als erlaubt.

Unternehmer, die ihren Fuhrpark auffrischen wollen, denken auch wegen des Schummel-Skandals vermehrt über die Zukunft des Diesels nach – aber nicht nur aus diesem Grund.

Anti-Diesel-Stimmen

Wer über langjährige Erfahrungen mit Diesel-Fahrzeugen verfügt, weiß zum Beispiel, dass die Laufzeit abgenommen hat und die Störanfälligkeit höher geworden ist. Vor dem Hintergrund der immer hoch gezüchteten Motoren geben Einspritzdüsen, Kraftstoffpumpen und Turbolader schneller den Geist auf. Ein anderer Aspekt, der die Nutzer von Diesel-Fahrzeugen beunruhigt: Die Stimmen, die diesen Kraftstoff in die Isolation treiben wollen, werden lauter. Eine von ihnen gehört der Präsidentin des Umweltbundesamtes (UBA), Maria Krautzberger. Sie fordert: „Diesel-Pkw müssen aus Gründen des Gesundheits- und Klimaschutzes schrittweise aus den Innenstädten verschwinden; Umweltzonen sollten ausgeweitet und verschärft werden.“

Dennoch sind sie nach wie vor stark gefragt. So rechnet das Car-Institut der Universität Duisburg-Essen für 2016 mit 14 Mio. Diesel-Pkw, die registriert werden. Und 2017 sollen es sogar mehr als 15 Mio. werden. Folglich entfällt jede zweite Neuzulassung auf einen Diesel-Pkw. Anfang 2015 betrug der Anteil bei den Pkw im Bestand – also inklusive der älteren Autos – annähernd 32 Prozent. Das Car-Institut erklärt sich den Boom vor allem mit der um 18,4 Cent niedrigeren Besteuerung eines Liters Diesel. Als Korrektiv sei die höhere Kfz-Steuer ungeeignet, weil sie als Kopfsteuer bei höheren Fahrleistungen kaum ins Gewicht falle.

Steigende Ölpreise möglich

Dass der Ölpreis und damit der Preis für Kraftstoff zurzeit auf einem sehr niedrigen Niveau angelangt ist, lässt die Hersteller von Diesel-Fahrzeugen frohlocken. Gehen wir von einem Dieselpreis von 90 Cent pro Liter und einem Verbrauch von zehn Litern auf Hundert Kilometer aus, werden für 100.000 Kilometer 9.000 Euro fällig. 2014 betrug der Durchschnittspreis von einem Liter Diesel noch 1,35 Euro. Somit kosteten 100.000 Kilometer noch 13.500 Euro.

Ein Dieselmodell verbraucht bis zu 25 Prozent weniger Kraftstoff als ein vergleichbarer Benziner und die Reichweite pro Tankfüllung erhöht sich um bis zu 35 Prozent. Allerdings stellt sich die Frage, ob der Zustand des niedrigen Ölpreises wirklich noch lange andauern wird.

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