E-Food-Start-ups Das bunte Bild der Food-Lieferdienste

Noch vor kurzem erlebten sie einen Boom. Jetzt scheint ein erster Höhenflug der Online-Lieferdienst zu Ende zu gehen. Dennoch gibt es viele kleine E-Food-Startups, die gerade jetzt ihre Nische im Markt suchen.

Sonntag, 18. Juni 2023 - E-Food
Martin Heiermann
Artikelbild Das bunte Bild der Food-Lieferdienste
Bildquelle: Circus Kitchens

Bei vielen in den vergangenen Jahren neugegründeten Food-Lieferdiensten hat die Nachfrage mittlerweile nachgelassen. Die Covid-Pandemie befeuerte das Geschäftsmodell. Danach war der erste Hype vorüber. Neben Anbietern, die sich auf den Wocheneinkauf spezialisiert haben, wie etwa Rewe, Picnic oder Bringmeister, und Lieferdiensten, die die frische Mahlzeit nach Hause bringen, entstanden Quick-Commerce-Geschäftsmodelle. Sie versprechen, innerhalb von 15 Minuten die Ware auszuliefern. Bei diesen kriselt es derzeit besonders. Gorillas wurde bereits von Getir übernommen. Flink hat sich aus Österreich zurückgezogen.

Bringit soll es in Siegen bringen
Von diesen Rückschlägen in der Branche lassen sich die beiden Gründer des E-Food-Startups Bringit nicht irritieren. Während des ersten Lockdowns der Corona-Pandemie ließen sie sich zu dieser Idee inspirieren und setzten sie um. Nicht in einer der deutschen Metropolen wie Berlin, Hamburg oder München sind sie unterwegs, sondern im südwestfälischen Siegen. Das Liefergebiet beschränkt sich allerdings nicht nur auf die Stadt mit gut 100.000 Einwohnern. Auch die umliegenden Ortschaften wie Netphen, Kreuztal oder Freudenberg gehören dazu. So können derzeit ungefähr 170.000 Konsumenten erreicht werden. Ziel sei es, ähnlich den großen E-Food-Anbietern, den Wocheneinkauf zu liefern. Aktuell umfasse das Sortiment rund 700 Produkte, berichten die beiden Gründer Gürdal Bolat und Berkan Kara. Die Tendenz sei allerdings steigend. Geliefert wird montags bis samstags von 9 bis 22 Uhr. Innerhalb von rund 120 Minuten soll die Bestellung an der Haustür sein. Der Mindestbestwert liegt bei Bringit um 20 Euro. Registriert haben sich derzeit über 1.200 Nutzer, berichten Bolat und Kara. Die Finanzierung war zunächst nicht einfach, gelang aber dann doch. Ein erster Standort wurde bezogen und im August des vergangenen Jahres erfolgte der Umzug in ein größeres Lager im Ortsteil Weidenau. Auch die erste Version der App zum Shop programmierten die Gründer selbst. Mittlerweile laufen die Arbeiten an einem neuen App-Prototyp. Damit soll der Einkauf für die Besteller unkomplizierter werden. Darüber hinaus haben sich die Bringit-Gründer auf die Fahnen geschrieben, perspektivisch auch klimaneutraler zu werden. Konkret wollen sie dieses ambitionierte Ziel mit einem eigenen Pfandsystem, per Lieferboxen und mit der Umrüstung auf E-Autos erreichen.

Circus Kitchen kocht selbst
Mit einem anderen Ansatz ist der Lieferdienst Circus Kitchens Mitte vergangenen Jahres an den Start gegangen. Nicht in Südwestfalen, sondern in Hamburg-Barmbek ist die Heimat dieses Startup. Ausgeliefert wird mit Fahrrädern. Über die App lassen sich, so Gründer und CEO Nikolas Bullwinkel, Gerichte wie Pasta, Bowls, kleine und große Pizzen bestellen. Das Sortiment ist relativ überschaubar und wird von dem jungen Unternehmen selbst gekocht und zugestellt. Das soll Kosten und Preise niedrig halten sowie die Effizienz erhöhen. Derzeit liefert Circus Kitchens im größten Teil Hamburgs und in der Kölner Kernstadt. Im Hamburg betreibt das junge Unternehmen drei Standorte und kommt auf bis zu 150 Bestellungen pro Tag.

Per Abo oder von Hobbyköchen
Mit einem ähnlichen Geschäftsmodell ist Chef Choco in Berlin unterwegs. Die Neugründung setzt auf ein Abo-Modell seiner selbst zubereiteter Mahlzeiten etwa Bowls und vegetarische Angebote. Der Newcomer hat die gesamte Wertschöpfungskette vom Einkauf bis zur Zustellung in einer Hand. Hinzu kommt, dass die Fahrer per Rad regelmäßig dieselben Kunden und Kundinnen beliefern und besser planen können. Eine Expansion nach Hamburg ist angedacht.

Einen besonderen Ansatz haben die Gründer von Homemeal. Das auch in der Hauptstadt ansässige Startup bietet über seine Plattform Gerichte von Hobbyköchen an, die sie in ihren eigenen Küchen zubereiten. Die Köche präsentieren ihr Profil und ihre Gerichte bei Homemeal. Die Vermarktung übernimmt das Startup.