E-Food Kleinere Baustelle für den E-Commerce

Steigende Kosten refinanzieren, müssen laut Branchen-Fachmann Professor Otto Strecker auch die E-Food-Anbieter.

Dienstag, 01. November 2022 - E-Food
Martin Heiermann
Artikelbild Kleinere Baustelle für den E-Commerce
Bildquelle: Strecker

CS: Herr Professor Strecker, die Hersteller von Lebensmitteln und wohl auch der Großhandel erhöhen inzwischen die Preise. Wie sollten aus Ihrer Sicht die Onlinehändler insbesondere im Quick-Commerce mit diesen steigenden Herausforderungen umgehen?
Professor Otto Strecker: Online-Händler sind gezwungen, ihre steigenden Kosten zu refinanzieren. Produkt-Preiserhöhungen sind dafür aber nur ein Instrument. Die Erhöhung von Liefergebühren oder die Vergrößerung der Mindestbestellwerts für eine kostenlose oder kostengünstige Bestellung sind alternativ möglich. Ebenso sind Mitgliedschaftsmodelle – sprich Prime – denkbare Quellen zur Margenverbesserung.

Sehen Sie die Onlinehändler überhaupt in der Lage, das Preisniveau weiter zu erhöhen und was erwarten Sie an durchschnittlichen Anpassungen?
Strecker: Die Lebensmittelpreise steigen ebenso wie die Energiepreise deutlich höher als die Preise anderer Warengruppen. Bis August waren sie mit steigender Geschwindigkeit auf rund 16 Prozent Zuwachs angewachsen. Man muss mit weiteren Steigerungen rechnen.

In welchen Kategorien des Sortiments sind aus Ihrer Sicht Preisanpassungen vor allem notwendig und zu erwarten?
Strecker: Die Erzeugerpreise landwirtschaftlicher Produkte waren im Juli ein Drittel höher als im Vorjahr. Das wird sich vor allem in steigenden Preisen für Frischwaren wie Obst, Gemüse, Milch, Fleisch und ähnlichem bemerkbar machen.

Wie groß werden die Herausforderung für die Branche auf der Kostenseite, etwa bei Strom, Gas und andere Nebenkosten nach Ihren Informationen?
Strecker:
Für die Online-Händler ist diese Baustelle kleiner als für klassische Händler, von denen einige schon verkürzte Öffnungszeiten angekündigt haben, um Energie zu sparen. Das begünstigt ja eher das Geschäftsmodell von Onlinehändlern mit ihren Öffnungszeiten rund um die Uhr.

Machen sich steigende Personalkosten nach Ihren Informationen auch in E-Commerce bemerkbar, beispielsweise weil die Unternehmen die Gehälter erhöhen oder erhöhen müssen?
Strecker:
Alleine der Mindestlohn stieg von 9,35 am 1. Januar 2020 über 9,50 am 1. Januar 2021 und 9,60 am 1. Juli 2021 auf 9,82 am 1. Januar 2022 und 10,45 am 1. Juli 2022 auf jetzt 12 Euro am 1. Oktober 2022. Das sind über 28 Prozent seit Anfang 2020 und alleine rund 15 Prozent innerhalb des vergangenen Jahres. Diese Erhöhungen müssen zwangsläufig auf die Kunden überwälzt werden, wenn die E-Commerce-Anbieter im Markt bestehen wollen.